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1. Theil 4 - S. 5

1880 - Stuttgart : Heitz
Notabeln. Necker. Versammlung der Reichsstände. 5 Schulden Frankreichs wurden durch den amerikanischen Freiheitskrieg, an welchem Frankreich zuletzt Theil nahm, und durch die schlechte Wirthschaft bei Hofe noch vermehrt. Im Jahre 1786 war es, wo der Finanzminister Calonne dem Könige die trostlose Eröffnung machte, daß nicht nur die Ausgabe die Einnahme bedeutend übersteige, sondern daß man auch durch Anleihen den Ausfall nicht mehr decken könne. Er rieth daher, die Notabeln zu versammeln. Darunter verstand man angesehene Männer aus dem hohen Adel und aus den Staatsbeamten. Sie wurden 1787 versammelt; der Minister erklärte, daß die Ausgaben schon um 140 Millionen Francs die Einnahmen überstiegen, die Notabeln dagegen klagten über die Verschwendung des Ministers, wußten sich aber auch nicht zu rathen und zu helfen und — gingen unverrichteter Sache auseinander. Ein neuer Minister (Brienne, Erzbischof von Toulouse) konnte eben so wenig Hülse schaffen. Die Gähruug wurde unter dem Volke immer ärger, da die neuen Abgaben, die der Minister vorschlug, mit Widerwillen ausgenommen wurden. Um das Volk zu beruhigen, versprach der König, die Reichsstände, die seit 1614 nicht versammelt gewesen waren, zusammenzurufen. Das Volk frohlockte darüber, noch mehr aber, als der König, dem allgemeinen Wunsche zufolge, den Genfer Necker zum Minister machte. Dieser Mann hatte sich durch Arbeitsamkeit und kluge Unternehmungen vom Handlungsdiener schon 1780 bis zum Minister emporgeschwungen und sich das Zutrauen des Volks erworben, war aber bald wieder entlassen worden. Jetzt bei der allgemeinen Noth nahm man zu ihm wieder seine Zuflucht; er nahm die Stelle an und erneuerte das Versprechen einer Versammlung der Reichsstände. Diese Aussicht setzte alle Köpfe Frankreichs in Bewegung; denn jeder hoffte, dadurch würde ein neuer, besserer Zustand herbeigeführt werden. Nur war die Frage, welche Rechte der so weit vorgeschrittene dritte Stand haben und wie die drei Stände stimmen sollten. Der Adel und die Geistlichkeit verlangten, jeder Stand sollte nur eine Stimme haben. „Nein!" erwiederte der Bürgerstand, „wir müssen nach Köpfen stimmen; denn sonst werden wir von euch, die ihr gewiß gegen uns zusammenhalten werdet, überstimmt." Der Bürgerstand war entschlossen, nicht nachzugeben, und jeder meinte, jetzt sei die Zeit da, die Volksrechte zur Anerkennung zu bringen. Ein Heer von Flugschriften erschien und bereitete die Gemüther vor auf die großen Veränderungen, die da
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