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1. Theil 4 - S. 22

1880 - Stuttgart : Heitz
22 Neueste Geschichte. 1. Periode. Frankreich. ich nirgends sicherer sein könne, als unter den Stellvertretern der Nation." Bald aber erhob sich ein wildes Geschrei: der König solle sich auf die Bank der Minister setzen. Er that es; aber auch hier, hieß es nun, dürfe er nicht bleiben; er solle in die Loge eines Zeitungsschreibers gehen. Hierhin begab er sich mit seiner Familie und mußte nun zuhören, wie die Versammlung über seine Absetzung berathschlagte. Nachdem der König die Tnilerien verlassen halte, ließ die Bürgerwache den Pöbel ungehindert eindringen. Anfangs gaben die Schweizer Feuer, wurden aber bald überwältigt und nun ermordet, wo man sie fand. Das Schloß wurde erobert und geplündert. Der Mord wälzte sich von Straße zu Straße. Wer als Freund des Königs und der Ordnung bekannt war, wurde in Stücke zerrissen, und noch in den folgenden Tagen mordete man die Schweizer, die sich am ersten Tage versteckt hatten. Die Nationalversammlung, aus der aber fast alle Gutgesinnte aus Furcht vor Dolchen und aus Betrübniß über die Tyrannei der Jacobiner weggeblieben, sprach nun die Absetzung des Königs aus, und es wurde bestimmt, daß in der jetzigen Gefahr des Vaterlandes ein Nationalconvent zusammengerufen werden sollte. Nachdem die königliche Familie drei Tage lang im Hause der Versammlung bewacht worden war und die Nächte auf der Erde schlafend hatte zubringen müssen, wurde sie ihrer treuen Diener beraubt und nach einem alten Gefängnisse gebracht, welches einst den Tempelherren gehörte und davon noch der Tempel hieß. Frankreich war nun eine Republik. Als die Nachricht von diesen Ereignissen nach dem Heere kam, war Lafayette gleich entschlossen, mit seinen Soldaten nach Paris zu eilen, um den gefangenen König zu befreien; denn eine freie Verfassung hatte er wohl gewünscht, nicht aber eine völlige Auflösung aller Ordnung. Nicht aber so dachten seine Soldaten. Sie weigerten sich, ihm zu gehorchen. Nun blieb ihm nichts anderes übrig, als entweder auf dem Blutgerüste zu sterben, oder die Flucht zu ergreifen. Er wählte das letztere und wollte über Holland nach Amerika gehen, wurde aber von den östreichischen Soldaten aufgefangen und mußte mehrere Jahre in verschiedenen deutschen Festungen gefangen sitzen. Zwar gelang es ihm, aus Olmütz zu entkommen; aber er wurde wieder aufgefangen- und erst 1797 gab ihn die östreichische Regierung frei. Er kehrte in sein Vaterland zurück und lebte daselbst bis zu seinem spätern Wiederauftreten in der Zurückgezogenheit.
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