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1. Theil 4 - S. 34

1880 - Stuttgart : Heitz
34 Neueste Geschichte. 1. Periode. Frankreich. Blutschuld, mit welcher es durch seinen Tod beladen ward, und jeder' gute Bürger spricht jetzt noch seinen Namen mit wehmüthiger Ehrfurcht aus. Zu seinem Grabe wallfahrtet man als zu dem Grabe eines Märtyrers und huldigt unter Thränen seinen Tugenden." Ludwig war erst 39 Jahre alt, als er den Todesstreich empfing. Die Königin befand sich nach der unglücklichen Zusammenkunft mit ihm in dem bedauernswürdigsten Zustande. Sie hatte kaum Kraft genug, den armen Dauphin zu entkleiden. Sie warf sich unentkleidet aufs Bette; man hörte sie die ganze Nacht vor Fieberfrost und Schmerzen zittern und wimmern.. Am andern Morgen hoffte sie von Minute zu Minute, daß sie zur Zusammenkunft mit dem König gerufen werden würde. Sie hoffte so lange, bis das lärmende Freudengeschrei des Pöbels ihr zeigte, daß das Verbrechen vollführt sei. Daun bat sie, man möchte den Kammerdiener Clery zu ihr lassen. Sie hoffte, er würde Aufträge an sie haben. So war es auch. Der König hatte ihm aufgetragen, ihr den Trauring mit den Worten zu übergeben: er trenne sich nur mit dem Leben von diesem Ringe. Auch hatte er ein Paket mit Haaren für sie, welche den verschiedenen Personen seiner Familie angehört hatten und ihm besonders werth gewesen waren. Aber ihre Feinde waren hart genug, ihr diesen Trost zu versagend) *) Die Tochter Ludwigs Xvi., Marie Therese, später Herzogin von Angouleme, hat ein Tagebuch über ihre und ihrer Familie Gefangenschaft hinterlassen (Madame Marie Tmrese de France. Relation du Voyage de Varennes et Recit de sa Captivite ä la tour du Temple. Berits par elle-meme, preeädes d’une notice par le Marq. de Pastoret. Paris, 1852). Dieselbe schildert den Abschied der königlichen Familie folgendermaßen: Die Familie erfuhr Sonntags den 20. Abends durch die Colporteurs, welche die Nachricht unter deren Fenster ausriefen, wie das Urtheil ausgefallen war, und ein Decret des Convents gestattete den Prinzessinnen, sich zum Könige zu begeben. Sie fanden ihn sehr verändert; er weinte vor Schmerz um sie, nicht aus Furcht vor dem Tode. Er erzählte der Königin den Verlauf des Processes und entschuldigte die Abscheulichen, welche auf seinen Tod drangen. Darauf gab er seinem Sohne fromme Lehren und befahl ihm vornehmlich, seinen Mördern zu verzeihen; worauf er ihm und seiner Tochter seinen Segen ertheilte. Die Königin wünschte sehnlich, daß die gesammte Familie die Nacht über bei Ludwig Xvi. bliebe: er lehnte es aber ab, weil er der Ruhe bedürfe. Darauf bat sie um die Gunst, mindestens am andern Morgen wiederkommen zu dürfen, was er zugestand. Aber als die königliche Familie sich entfernt hatte, ersuchte er die Wachen, dieselbe nicht mehr zu ihm zu lassen, weil dies sem Leiden zu sehr vermehre. Darauf blieb er mit seinem Beichtvater zusammen und ging um Mitternacht zu Bett. Um 5 Uhr Morgens ward er durch Trommelwirbel
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