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1. Theil 4 - S. 37

1880 - Stuttgart : Heitz
Parteien im Convent. Charlotte Corday. 37 wurde Präsident! Nun konnte er recht seinem Blutdurste und seiner kalten Grausamkeit nachhängen; es war, als wenn eine Tigerseele in einen Menschenkörper gefahren wäre. Danton und Marat standen ihm getreulich zur Seite. Marat äußerte einmal im Convente, es müßten erst 250,000 Köpfe fallen, eher sei an die Rettung der guten Republik nicht zu denken. Vergebens machten die Girondisten Versuche, sich gegen den Berg zu behaupten. Am 22. Juni 1793 wurden 22 gemäßigte Depntirte und mehrere andere Personen von derselben Partei, durch Hülfe des bewaffneten Pöbels, gefangen gesetzt und bald darauf hingerichtet. Andern gelang es, sich in die Provinzen zu retten. Bordeaux, Toulon, Marseille und Lyon erklärten sich gegen die blutige Herrschaft der Jacobiner. Sie jagten ihren jacobinischen Magistrat weg und wählten sich solche, die gemäßigt dachten, und so sah man auf vielen Punkten Frankreichs den Bürgerkrieg gähren! Um diese Zeit wurde Marat mitten in seinen verbrecherischen Entwürfen von einem muthvollen fanatischen 25jährigen Mädchen, Charlotte Corday, aus Caön in der Normandie, ermordet. Mehrere ihrer theuersten Verwandten waren auf sein Anstiften hingerichtet worden. Sie entwarf den Plan zur Rache, die durch das Lesen der römischen Geschichte noch mehr genährt wurde. Sie reiste nach Paris, wurde zweimal im Hanse Marats abgewiesen, erhielt endlich am 13. Juli Zutritt, und als er eben die Namen einiger nach Caen geflüchteter Deputirten, die sie ihm zum Schein genannt hatte, mit den Worten aufschrieb: „All diese sollen ihre Empörung auf dem Blutgerüste büßen!" — zog sie ein Messer aus dem Busen und stach es ihm so schnell ins Herz, daß er mit dem Schrei: „Mir das?" augenblicklich todt zu Boden sank. Ruhig ließ sie sich verhaften und starb vier Tage später mit großer Seelenruhe. *) — Uebrigens wurde durch den Tod Marats in der *) Ed g. Qu in et in seiner „Revolution" entwirft folgendes Bild von Charlotte Corday: Als ein Theil der Girondisten nach dem Calvados flüchtete, erwartete sie in Caen ein junges Mädchen von edler Herkunft, ein Fräulein v. Armont. Man nannte sie vertraulicher Marie oder Charlotte Corday. Eine Seitenverwandte des großen Corneille, erschien sie wie eine der Schöpfungen des Dichters, welcher die Revolution Leben gegeben hatte. Große umschleierte Augen, eine Adlernase, eine breite, gewölbte Stirn, blendender Teint, eine wohlklingende, kindlich schmeichelnde Stimme, der Blick eines Engels, hohe Figur, der Kopf ein wenig nach vorn geneigt, so wird sie von jenen beschrieben, welche damals mit ihr umgingen. Ihre Schönheit entzückte sie.
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