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1. Theil 4 - S. 42

1880 - Stuttgart : Heitz
42 Neueste Geschichte. 1. Periode. Frankreich. wie in den übrigen Städten gewüthet. Die Deputirten des Convents bildeten aus verworfenem Gesindel eine Mörderbande, eine sogenannte republikanische Legion; zu Hunderten wurden die Royalisten niedergeschossen oder dem Schaffst überliefert. Wahrend die französischen Heere Sieg auf Sieg erfochten, drückte eine eiserne Tyrannei das Volk zu Boden. Wer nicht Jacobiner war, wurde für verdächtig erklärt; wer sich durch Talente, Tugend, Gelehrsamkeit oder Wohlhabenheit auszeichnete, war keinen Augenblick sicher, ins Gefängniß gebracht zu werden, und wer hier einmal war, wurde nicht leicht wieder frei, sondern endigte unter der Guillotine, die jetzt den ganzen Tag in Bewegung war. Es schien, als wären die gräßlichen Zeiten unter Tiber, Calignla und ähnlichen Ungeheuern wiedergekommen. Die Gefängnisse reichten nicht mehr hin; jedes öffentliche Gebäude wurde zum Kerker eingerichtet. Täglich wurden größere oder kleinere Haufen ohne weitere Untersuchung auf Karren nach dem Richtplatze geführt. Eine Thräne, die man über die Hinrichtung eines theuern Verwandten vergoß und die von den lauernden Kundschaftern bemerkt wurde, oder ein Blick des Mitleids, auf ein vorbeigeführtes Schlachtopfer geworfen, war schon hinlänglich, jemand auf die Liste der Geächteten zu bringen. Gutgekleidete Leute wurden für verdächtig gehalten und konnten froh sein, wenn sie dem Gefängnisse und dem Tode entgingen. Menschen dagegen mit schmutziger Wäsche, in zerlumpten und schmutzigen Kitteln, mit ungekämmten fliegenden Haaren, eine Jacobinermütze auf dem Kopfe, mit zerrissenen Beinkleidern, wurden als echte Vaterlandsfreunde gepriesen. Man nannte solche Lumpenkerle Sansculotten, und sie hielten diese Benennung für einen Ehrentitel. So war es nicht allein in Paris, sondern in allen Städten. Ueberall waren Revolutionstribunale und Guillotinen. Vor allen suchten Robespierre und Danton sich derer zu entledigen, die sie für ihre offenen oder heimlichen Feinde hielten. So wurden an einem Tage 42 Conventsdepntirte, an einem andern gar 73 gnillotinirt. Nun wurde auch der unglücklichen Königin der Proceß gemacht. Nach der Hinrichtung des Königs hatte sie anfangs noch im Tempel gefangen gesessen, wo man fortfuhr, sie auf alle Weise zu kränken. Am 3. Juli 1793 erschienen Magistratsbeamte und theilten ihr den Beschluß mit, daß der Dauphin von der Familie getrennt und in ein noch engeres Gefängniß ge-
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