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1. Theil 4 - S. 44

1880 - Stuttgart : Heitz
44 Neueste Geschichte. 1. Periode. Frankreich. und Seelenleid. Rasch stieg sie die Stufen des Schaffots hinan und endigte mit standhaftem Muthe ihre langen Leiden.*) Am 6. November 1793 hauchte auch Orleans seine schwarze Seele aus. Selbst von seinen ehemaligen Anhängern tief verachtet, war er auf Robespierre's Befehl aus dem Gefängnisse von Marseille nach Paris gebracht worden. Hier sah er sich von aller Welt verlassen. Sein Todesurtheil hörte er mit stumpfer Gleichgültigkeit an; das Leben war seiner schuldbewußten Seele eine Last. Er starb ohne Erschütterung, mit der Gleichgültigkeit eines gänzlich abgespannten Gemüths. Von nun an war das Morden durch die Guillotine an der Tagesordnung; auch Frauen, selbst Kinder starben darunter. Endlich erklärte Danton: jetzt sei Revolution genug; man müsse endlich stille stehen. Dem widersprachen die wildesten Jacobiner und meinten, die Revolution sei noch lange nicht zu Stande. Robespierre freute sich über den Zwiespalt des Berges und wußte lange nicht, zu welcher Partei er sich schlagen sollte. Plötzlich aber ließ er am 12. März 1794 die ärgsten Schreier der erstem Partei gefangen nehmen und hinrichten. Auch mit Danton war seine Freundschaft bald zu Ende, seitdem er wußte, daß Danton des Mordens überdrüssig war und ihn stürzen wollte. Schon hatte Danton den Tag dazu bestimmt, als Robespierre in der Nacht vorher sich Dantons und anderer Jacobiner am 31. März 1794 bemächtigen ließ. Der Proceß dauerte nur einige Tage. Danton starb mit Verwünschungen Robespierre's, dem er einen ähnlichen Tod weissagte. Einige Wochen darauf starb den Märtyrertod auch Ludwigs Xvi. Schwester, die tugendhafte Elisabeth, erst 30 Jahre alt. Sie war ein stetes Vorbild aller Tugenden. Seit ihrem 15. Jahre hatte sie sich ganz Gott gewidmet und allen irdischen Wünschen und Gedanken entsagt. Nun stand der schreckliche Robespierre auf der größten Höhe. Er beherrschte den Wohlfahrtsausschuß und dieser wieder ganz -Frankreich. Der Convent wurde gar nicht mehr gefragt. Alles zitterte vor Robespierre, dessen bloßer Name schon die Zungen *) Die Kammer, welche der Königin zum Gefängniß diente, ist jetzt zu einer Kapelle eingerichtet. Man sieht hier eine Grabsäule von weißem Marmor, an deren Fuß die Worte der Königin, welche sie vor ihrem Tode an die Prinzessin Elisabeth schrieb, eingegraben sind: „Möge mein Sohn nie die letzten Worte seines Vaters, die ich ihm hier ausdrücklich wiederhole, vergessen: er trachte nimmer danach, unsern"'Tod zu rächen; ich vergebe allen meinen Feinden das Böse, das sie mir zugefügt haben."
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