Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Theil 4 - S. 121

1880 - Stuttgart : Heitz
Tugendbund. 121 über die künftige Einrichtung des ganzen deutschen Vaterlandes, rme über die Verfassung in den einzelnen Staaten entstanden die heftigsten öffentlichen Streitigkeiten. Ein Theil von denjenigen gerade, welche die Befreiung des Vaterlandes am thätigsten vorbereiten geholfen hatten, stellte jetzt Anforderungen an die Regierungen, welche diese fürerst nicht befriedigen zu können glaubten. Gleich nach dem Tilsiter Frieden hatte sich unter dem heimlichen Schutz der allverehrten Königin Luise selber unter dem Namen des Tugendbundes ein Verein gebildet, welcher seinen Mitgliedern die strengste sittliche und geistige Ausbildung zur Pflicht machte, dessen geheimes Bestreben aber zunächst auf die Befreiung des deutschen Vaterlandes gerichtet war. An der Spitze des Bundes stand der Minister Stein, zu den Mitgliedern gehörten Prinzen des königlichen Hauses und Männer wie Scharnhorst, Gneisenan, Jork, Schill, Schleiermacher, Niebnhr it. a. Von ihnen ging vorzüglich die geheime Anregung zu dem feurigen Aufschwung aus, welcher die Wunder der Tapferkeit und der patriotischen Hingebung im Freiheitskriege bewirkte. Als aber die Befreiung von dem fremden Joch erkämpft war, da nahm der schwärmerische Geist der Freiheit und Vaterlandsliebe, welche den Tugendbund beseelte, eine andere Richtung. In ihrer Begeisterung sür das deutsche Vaterland wünschten viele, daß Deutschland zu einem einigen mächtigen Reich würde; die Größe der gegen Frankreich errungenen Erfolge ließ sie die Hindernisse übersehen, welche der Erreichung jenes Wunsches damals noch entgegenstanden. Sie waren mißvergnügt über das unvollkommene Band der Einigkeit, welches der wiener Congreß durch die deutsche Bundesacte geschaffen hatte, und machten ihrem Unwillen in öffentlichen Schriften Luft. Daß noch über ein halbes Jahrhundert verfließen würde, bis ein einiges Deutschland wiedergewonnen sei; daß zur Erfassung dieses Zieles mehr nothwendig sei, als die Abfchüttelnng der französischen Zwingherrschaft; daß Völkerstürme, Umwälzungen, blutige Kriege, vor allem aber das Einleben des Einheitsgedankens in den Sinn des Volkes den noch weiten Weg erfüllen würden, welchen die göttliche Vorsehung dem deutschen Volke bestimmte, — dies alles hätten in jenen Zeiten die Wenigsten geglaubt. Auch die Begeisterung für die Freiheit, welche der Tugend-, buud genährt hatte, nahm jetzt eine andere Richtung. Ein Theil der Mitglieder war von den Ideen, welche die französische Revolution verbreitet hatte, lebhaft ergriffen, und verlangte die Umän-
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer