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1. Theil 4 - S. 156

1880 - Stuttgart : Heitz
156 Neueste Geschichte. 2. Periode. Polen. 131. Revolution in Polen, 1830. Auf die Nachricht von den gelungenen Revolutionen in Frankreich und Belgien erwachte auch in Polen das alte Unabhängigkeitsgefühl. Seit 1814 war Polen als ein besonderes Königreich mit Rußland verbunden und stand unter einem Statthalter, dem Großfürsten Constautiu, einem Bruder des Kaisers Nikolaus, einem heftigen Manne, durchfahrend und despotisch. Wohl kamen einige Ungerechtigkeiten und Gewaltthaten von Seiten des Großfürsten vor; aber unleugbar befand sich Polen in materiellen Beziehungen unter Rußlands Scepter in einer glücklichern Lage als sonst. Der Flor des Landes hob sich von Jahr zu Jahr zusehends. Es wurden Fabriken angelegt, der Handel wurde blühend, die sonst so elenden Landstraßen waren fahrbar gemacht, der früher zum Sclaven herabgewürdigte Bauer erhielt Menschenrechte, und wurde gegen den herrischen Adel durch die Gerichte geschützt. Aber theils eben aus diesem Grunde, theils aus alteingewurzeltem National-gefühl hegte ein großer Theil des Adels gegen die russische Herrschaft tiefen Groll, und schon wiederholt waren Verschwörungen gebildet worden, um Polen unabhängig zu machen. Als Kaiser Nikolaus im Frühjahre 1829 mit der Kaiserin und dem Thronfolger nach Warschau kam, um sich krönen zu lassen, hatten sich bereits mehrere überspannte junge Polen verschworen, der kaiserlichen Familie sich zu bemächtigen und einen Aufstand zu erregen. Der Plan war nur an der Uneinigkeit der Verschwörer gescheitert, er wurde aber nicht aufgegeben, und als der Kaiser im Sommer 1830 einen Reichstag in Warschau hielt, wurde ihm bei allen seinen wohlgemeinten Vorschlägen der böseste Wille entgegengesetzt. Ms nun die Polen von der Befreiung Belgiens hörten, stieg ihre Hoffnung, auch ihrerseits die Unabhängigkeit wieder zu erringen. Die zu diesem Zweck unternommene Revolution ging zwar zunächst nur von einem Haufen junger, unerfahrener Leute aus, doch wußten sie die Nation zur Theilnahme fortzureißen. An der Spitze der Verschwörung stand Lelewel, ein geistreicher, aber überspannter Mann, früher Professor in Wilna, aber wegen geheimer Umtriebe von seinem Amte entfernt. Er stand aber nur im Hintergründe und ließ die jungen Leute handeln, meist Studenten, Unteroffiziere, Militairschüler und Lieutenants. Am thätigsten unter ihnen war der Unterfähndrich Peter Wysocki (sprich Wysotzki), ein von wüthendem Haß gegen Rußland erfüllter Jüngling.
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