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1. Theil 4 - S. 201

1880 - Stuttgart : Heitz
Reformbankette. 201 blick für günstig, um auch mit der Forderung politischer Reformen aufzutreten und dadurch wieder eine gewisse Aufregung im Lande zu verbreiten. Sie verlangte zuerst nur eine sehr bescheidene Aenderung, nämlich die sogenannte parlamentarische Reform, wonach außer den wohlhabenden Bürgern, welche durch die Höhe der von ihnen gezahlten Steuern (Census) zur Theilnahme an den Wahlen berechtigt waren, auch die sogenannten (Kapacitäten (d. h. Männer von wissenschaftlicher Bildung, wie Aerzte, Advoeaten n. s. w.) das Wahlrecht ausüben, dagegen aber die meisten Beamten, deren eine sehr große Anzahl in der Kammer war, für nicht wählbar erklärt werden sollten. Dies waren in der That im Vergleich mit den großen Reformen, welche die radicale Partei verlangte, sehr unscheinbare Forderungen; Guizot aber glaubte denselben dennoch widerstehen zu müssen, weil er darin nur einen Anfang zu weitern (Schritten der Opposition erblickte und bei den damaligen Zeitumständen es für gefährlich hielt, sich irgend etwas abtrotzen zu lassen. Die Kammern lehnten nach seinem Wunsche die gestellten Anträge ab. Da beschlossen aber die Mitglieder der Linken, die Angelegenheit, wie sie sagten, dem Urtheil des Landes selbst zu unterwerfen, und richteten zu dem Zweck in ganz Frankreich sogenannte Reformbankette ein, zu welchen so viel Bürger, als nur immer möglich, herbeigezogen wurden, und bei welchen die Nothwendigkeit der erwähnten Reformen in mehr oder minder leidenschaftlichen Reden bewiesen werden sollte. Zu diesem Zweck wurde der Zustand der Regierung und der Kammern als ein Zustand der größten Verderbniß und Verworfenheit, das ganze herrschende Regiment als das der Bestechung und der gröbsten Unsittlichkeit dargestellt, und eine Ernennung aus andern Schichten des Volkes heraus als dringend nothwendig verkündigt. Bald zeigte sich, daß die Reformbankette gar nicht mehr von denjenigen Männern geleitet wurden, welche dieselben mit jenen gemäßigten Anträgen begonnen hatten, sondern daß die leidenschaftlichsten Republikaner und Kommunisten sich der Bewegung bemächtigt hatten und rücksichtslos ihre Umsturzpläne dabei verfolgten. Man hätte erwarten sollen, daß nun die gemäßigteren Männer, wie Thiers, selbst dazu beitragen würden, dem weitern Fortgang des verderblichen Unternehmens Einhalt zu thun; aber in ihrer Verblendung - erkannten sie die Gefahr nicht ihrer ganzen Ausdehnung nach, und ließen die Republikaner ungestört gewähren. Die Regierung dagegen fühlte sich zuletzt veranlaßt, gegen den steigenden Unfug,
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