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1. Theil 4 - S. 217

1880 - Stuttgart : Heitz
Vorparlament in Frankfurt. 217 Bungert eines andern Theils der Versammlung erwählten die Gemäßigten auch einen Reichsverweser in der Person des volksthüm-lichen Erzherzogs Johann von Oestreich, welcher am 11. Juli seinen Einzug in Frankfurt hielt, aus den Händen des bisherigen Präsidenten des Bundestags die von diesem bis dahin ausgeübte Gewalt übernahm und ein verantwortliches Ministerium ernannte. Die Nationalversammlung, in einem großen Theile ihrer Mitglieder von dem aufrichtigsten Willen für Deutschlands Wohl und von gemäßigten Gesinnungen erfüllt, ging nun an das große Werk der Verfassungsberathung und zwar sollten zuerst die Grundrechte der deutschen Nation festgestellt werden; aber bei der großen Verschiedenheit der Grundansichten und bei der sich immer vergrößernden Zersplitterung in kleine Parteien schritt das Werk nur sehr langsam fort, und nach und nach wurde die Theilnahme des deutschen Volks für die endlosen und unfruchtbaren Erörterungen des Parlaments sehr abgeschwächt. Je mehr später die einzelnen Regierungen, besonders die preußische, wieder an selbständiger Kraft gewannen, desto weniger waren sie geneigt, sich den Beschlüssen der Nationalversammlung unbedingt zu fügen, wodurch dieselbe vollends an innenn Halt und an Bedeutung verlor. Einstweilen ruhte jedoch bei derselben in den Augen des deutschen Volks die höchste Entscheidung über die inneren und selbst über die äußeren Angelegenheiten Deutschlands, und als daher über den Abschluß des Waffenstillstandes zu Malmöe zwischen Preußen und Dänemark überall eine gewaltige Aufregung entstand, blickten die Volksführer auf Frankfurt mit der Hoffnung, daß die Nationalversammlung denselben nicht genehmigen würde. Als dennoch die Mehrheit der Versammlung sich nach einigem Schwanken für die Annahme des Waffenstillstands erklärte, da hielten die Revolutionsmänner den Augenblick für günstig, um die Leidenschaft des erregten Volks zu neuen gewaltsamen Thaten anzufachen. Auf der Pfingstweide bei Frankfurt wurde eine stürmische Versammlung gehalten und beschlossen, die Mehrheit des Parlaments als „Hoch-verräther" zum Austritt .zu zwingen. Als dies durch Militärmacht gehindert worden, brach am 18. September ein Aufstand und Barricadenkarnpf in Frankfurt los, welcher zwar unterdrückt wurde, bei welchem aber zwei muthige preußische Volksvertreter, Fürst Lichnowsky und General von Auerswald, auf die scheußlichste Weise ermordet wurden. Dieselben waren vor das
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