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1. Theil 4 - S. 251

1880 - Stuttgart : Heitz
Montenegro. Graf Leiningen. 251 143. Der orientalische Krieg. Wir haben schon wiederholentlich der großen orientalischen Frage gedacht und kommen jetzt auf dieselbe zurück, um sie speciell in ihrer Veranlassung, in ihrem kriegerischen Ausbruch und ihrer friedlichen Beilegung zu beleuchten, zum voraus bemerkend, daß ihre Wichtigkeit minder in den zum Theil erschütternden Begebenheiten der Feldzüge, welche sich über einen großen Theil Europas und Asiens, so wie über weite Meeresstrecken verbreiteten, als in der Umwandlung der europäischen Machtverhältnisse, überhaupt des Systems der europäischen Politik liegt. Als Vorspiel des großen Conflicts, welcher plötzlich den so lange bewahrten Weltfrieden unterbrach, gingen die türkischen Händel mit Montenegro voraus, einem kleinen Gebirgslande von 80—90 Quadratmeilen im nordwestlichen Winkel von Albanien, dessen Bewohner sich eine f actis che Unabhängigkeit unter ihrem Wladika ertrotzt halten und ihrer Armuth durch Raubzüge nach Bosnien abzuhelfen pflegten. Um diesen ein Ende zu machen, zog im I. 1852 die Pforte unter Omer Pascha, einem Renegaten, welcher bereits Proben seines Talents gegeben hatte und bald zu hoher Berühmtheit gelangen sollte, in Bosnien eine Armee zusammen, welche Montenegro von allen Seiten einschloß und im Januar 1853 schon die Hauptstadt des Landes bedrohte. Da gebot Oestreich, welches fürchtete, daß durch Fortsetzung des Krieges die unter den slavischen Völkerschaften gährende Aufregung vermehrt werden könnte, den weitern Fortschritten der Türken Halt. Graf Leiningen wurde zu dem Zwecke nach Constanti-nopel geschickt, wo er auch noch andere Forderungen Oestreichs geltend zu machen suchte, und benahm sich dabei in so energischer Weise, daß die Pforte, von der ihr sonst befreundeten Diplomatie ohne jede Unterstützung gelassen, in allen Punkten nachgab. Man freute sich indeß in Wien nicht lange des in Con-stantinopel errungenen Triumphs, welcher von Rußland nur in der Absicht befördert worden zu sein scheint, um seinerseits der Unabhängigkeit der Pforte einen noch empfindlicheren Schlag beizubringen. Der Sendung des Grafen Leiningen folgte die des Fürsten Menschikow auf dem Fuße nach, welcher vom Kaiser Nikolaus den Auftrag erhielt, wegen Montenegros und wegen der „heiligen Orte" mit der hohen Pforte in Unterhandlung zu treten.
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