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1. Theil 4 - S. 327

1880 - Stuttgart : Heitz
Tod der Kaiserin-Mutter. 327 Vehckgerichten, welche nicht gegen die Russen allein, sondern auch gegen die eigenen Landsleute, die es mit den Russen hielten,-ihre furchtbaren Urtheile fällte und dieselben durch eine besondere Mannschaft mit verwegener Schnelligkeit, bisweilen im Innern der Wohnungen, in geheimnißvoller Weise vollstrecken ließ. Der Zustand war schrecklich; auf der einen Seite die Drohungen und die Gewalt der Russen, auf der anderen die Angst vor der Kugel oder dem Strange der geheimen Nationalregiernng. Aber auf die Dauer nutzte sich dieser Terrorismus ab und bei der strengen Grenzwacht, welche Preußen und später auch Oestreich übte, mußte es gar bald auch an Waffen fehlen. Schon im Juli 1863 fing daher der Aufstand zu erlöschen an, und Rußland wies jetzt, nach langer geschickter Verzögerung der Verhandlungen, die von Frankreich, England und Oestreich zu Gunsten Polens versuchte Intervention zurück. Zugleich wurde Wielopolski aus Urlaub geschickt, auch der Großfürst Constantiu zog sich zurück; an die Spitze der Regierung trat der General von Berg mit fast unumschränkter Gewalt. Die Theilnehmer am Aufstande wurden nun mit nnnach-sichtlicher Strenge verfolgt und bestraft; der Adel und die Geistlichkeit überhaupt in Besitz und Vermögen geschwächt, die Leibeigenschaft dagegen aufgehoben und der Bauernstand von der Grund-herrschaft unabhängig gemacht. Es geschah alles, um eine nochmalige nationale Erhebung unmöglich zu machen. Die kaiserliche Familie erlitt im I. 1860 einen herben Verlust durch den Tod der Kaiserin Mutter, Alexandra. Feodo-rowna, einer Tochter Friedrich Wilhelms Iii. von Preußen. Ihre Kindheit hörte den Kriegslärm von Jena, sie sah die bangen Tage von Tilsit und darauf das sorgenvolle, fast bürgerlich-einfache Leben der königlichen Aeltern in Königsberg. Die Zeit der Befreiung Deutschlands und Preußens erlebte sie als zart aufblühende Jungfrau, und als der Friede wieder über Europa schwebte, sah sie zuerst in Berlin den Mann, an dessen Seite sie achtunddreißig Jahre mildernd, segnend, beglückend bis zu seinem Tode durch's Leben gehen sollte.*) *) Ueber die Art und Weise ihrer innigeren Bekanntschaft hat sich folgende gemüthliche Erzählung erhalten: Die Verewigte hatte als preußische Prinzessin eine Schweizerin zur Gouvernante, Madame Wildermatt, die einst in ihre Hei-math reisen mußte, um eine ihr zugefallene Erbschaft in Besitz zu nehmen. Als sie wieder in Berlin angekommen war, zeigte sie ihrer erhabenen und schönen
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