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1. Theil 4 - S. 353

1880 - Stuttgart : Heitz
Der preußisch-östreichische Krieg. 353 Man hoffte, Oestreich würde, in der Erkenntniß, daß es keine directen Interessen in den Herzogthümern zu verfolgen habe und daß ihm, der dauernde Besitz Holsteins nur zur Last werden müsse, schließlich in Betreff ihrer zu einem ähnlichen Arrangement, wie bei der Abtretung Lanenburgs, sich entschließen. Aber man täuschte sich. Alle Einsicht, welche man aus den Erfahrungen des gemeinschaftlichen Handelns schöpfen konnte, scheiterte an dem Widerstande der östreichischen Politik, welche in einer solchen Ausdehnung Preußens eine Beeinträchtigung Oestreichs erblicken wollte. So lagen denn allerdings in der gemeinsamen Action die Keime der Zwietracht und je deutlicher es erschien, daß Preußen die Herzogthümer in seine Machtsphäre hereinziehen werde, desto eifriger das Bemühen Oestreichs, diesen Erfolg zu vereiteln. Um dies Ziel zu erreichen, nahm Oestreich wieder die alte Bundespolitik auf, indem es sich den Mittelstaaten näherte, mit deren Hülfe es Preußen durch Bundes-Majoritäts-Beschlüsse zu binden gedachte; ebenso begünstigte es die Bemühungen der augusteu-burgischen Partei, welche noch immer darauf hoffte, daß der Erbprinz von Angustenbnrg die Herzogthümer erhalten werde. Endlich ging Frhr. von Gab lenz so weit, daß er die holsteinischen Stände einberief, was natürlich zur Folge haben sollte, daß der Erbprinz von Augusteuburg als Herzog von Holstein ausgerufen würde. In dieser Berufung sah Preußen einen Majestätsact, dessen einseitige Ausübung dem Gasteiner Vertrage zuwiderlies, welcher die Souveränität über beide Herzogthümer im Mitbesitz Preußens und Oestreichs belassen hatte. Da der eingelegte Protest keine Wirkung hatte, vielmehr die Stände wirklich zusammentraten (Anfang Juni), erklärte Preußen, daß die Convention von Gastein gebrochen sei und dem zu Folge die Bestimmungen des Wiener Friedens wieder auflebten, nach welchen die Herzogthümer in den factischen Mitbesitz Preußens und Oestreichs zurückfielen. Am 7. Juni 1866 rückten preußische Truppen unter General v. Flies in Holstein ein, die Oestreich er aber, obwohl ihnen überlassen ward, ihrerseits nun auch in Schleswig einzurücken, zogen sich unter Protest zurück, und zwar zunächst nach Altona. Dies der äußere Anlaß des Krieges, in welchem wir aber, wie bei vielen andern Kriegen, nur die Veranlassung zum Ausbruch zu suchen haben, während die wahren, längst vorhandenen Ursachen darin lagen, daß Preußen, wenn es in seiner eigenen Entwickelung und in seinem deutschen Berufe nicht, unaufhörlich gehemmt sein wollte, Weltgeschichte für Töchter. Iv. 16. Aufl. 28
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