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1. Lehrbuch der allgemeinen Erdkunde - S. 52

1836 - Leipzig : Schumann
52 Allgemeine Erdkunde. §. 289. Sehr selten dauert der erste Stoß eine Minute lang und oft sind wenige Secunden schon hinreichend, die furcht- barsten Verwüstungen anzurichten. Oft folgen dem ersten Stoße in Zwischenräumen mehre, die zuweilen Wochen lang anhalten. Ge- wöhnlich öffnen sich tiefe Spalten und Erdschlünde, aus denen Rauch und Feuer emporsteigt; auch werfen sie häufig Wasser aus. Diese Erdspalten sind manchmal so groß, daß ganze Stadre von ihnen verschlungen werden, wie das alte Euphemia im südlichen Italien, und Port-Royal auf Jamaica. §. 290. Daher verändern oftmals die Erdbeben, eben so wie die Vulkane, die Ansicht einer ganzen Gegend. Inseln steigen aus dem Wasser empor oder versinken, Flüsse graben sich ein anderes Bett, das Meer tritt über seine Ufer, bildet neue Bayen und Bu- sen, oder wirft Theile vom Festlande los und macht sie zu Inseln. Bei einem Einbrüche des Meeres versank im Jahre 1746 die alte Stadt Callao in Peru, ebenso 1755 Setubal in Portugal mit einem großen Theile ihrer Bewohner. §. 291. Am furchtbarsten äußern sich die Erdbeben an dem Gestade des mittelländischen Meeres, des Antillenmeeres und des mexicanischen Meerbusens. Auch in Peru und Mittel - Amerika sind sie eben so häufig als verheerend und kommen überhaupt in allen vulkanischen Gegenden vor. Das von 1755, welches sich über einen großen Theil Europas, Afrikas und Amerikas verbreitete, äußerte sich am gewaltigsten in Portugal; Setubal ward, wie bemerkt, damals ganz vom Meere bedeckt, Lissabon fast ganz zerstört, viele Städte in Nord-Afrika und Spanien litten großen Schaden, und man spürte die Stöße einerseits in den nördlichen Theilen der Ver- einigten Staaten, wo die großen Seen, ohne daß man sich erklä- ren konnte, wodurch, in Bewegug geriethen, andrerseits in den schwedischen Kupfergruben und den norwegischen Eisenbergwerken. Eine der gewaltigsten Erderschütterungen der neuern Zeit war die, welche im Herbste 1822 in Syrien so große Verheerungen anrichtete; von Aleppo ward mehr als die Halste zerstört, über 20,000 Menschen wurden unter Ruinen begraben, kein Dorf im ganzen Lande blieb unbeschädigt, und die Bewegungen hielten zwei volle Monate an. Vom Anfange des Jahres 1811 bis ins Jahr 1813 hinein ward ein großer Theil der Erde, zwischen 5° und 4s° nördlicher Breite, vom Me- ridiane der Azoren bis zu den Missuri-Columbia-Cordilleren in Nord-Ame- rika, und von den Küsten Venezuela's und den Anden Neu - Granadas, bis zu den grünen Bergen in Vermont von zahlreichen Erdbeben heimge- sucht. Auf der westindischen Insel St. Vincent, die, wie wir wissen, unter sämmtlichen Antillen den thätigsten Vulkan hat, wurden mehr als 200 Stöße gezählt, und in derselben Zeit entstand bei den Azoren die schon erwähnte Insel Sabrina. Das Erdbeben in Venezuela, 1812, welches Alexander von Humboldt so meisterhaft beschrieben hat, war eins der schreck- lichsten, von denen wir Kunde baben; von der blühenden Stadt Caracas wurden binnen weniger als einer Minute mehr als neun Zehntel in Schutt und Ruinen verwandelt. Auch in den Vereinigten Staaten von Nord-Ame- rika erstreckten sich die Erderschütterungcn von Neu-Port bis nach Flori- da und das Mississippi'delta hinab, und mehre Ortschaften wurden gänz- lich zerstört; im Mississippi entstanden plötzlich Inseln, und im angrän- zenden Alluvialboden mehre, zum Theil mcilenlange Seen. 8. 292. Erdbeben sind am häufigsten in vulkanischen Gegen- den und gewöhnlich am stärksten in einiger Entfernung von den
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