1836 -
Leipzig
: Schumann
- Autor: Andree, Karl
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Ii. Physikalische Geographie. 53
Vulkanen, besonders dann, wenn diese keine Eruption haben. Doch
sind sie zuweilen auch in der unmittelbaren Nahe der feuerspeien-
den Berge höchst verwüstend, wie das Beispiel der Sadt Alt-
Guatemala im mittelamerikanischen Staate Guatemala bezeugt,
welche fast ganz durch die von den Vulkanen Agua und Fuego,
zwischen denen sie liegt, hervorgebrachten Erderschütterungen zer-
stört worden ist. Im Anfange des Jahres 1835 fand in der Pro-
vinz San Salvador ein Ausbruch des gleichnamigen Vulkans
statt, durch welchen viele Ortschaften und mehr als 25,000 Men-
schen durch die Auswürfe und Lava verschüttet wurden; fast um
dieselbe Zeit ward im mexica.nischen Staate Oaraca ein heftiges ^Erd-
beben verspürt; und in der Provinz Conception in Chile stürzten
ebenfalls bei einem fast gleichzeitigen Erdbeben viele Städte und
Dörfer ein.
§. 293. Aus der Gleichförmigkeit in den Erscheinungen, die
bei Vulkanen sowohl als bei Erderschütterungen vorkommen, wird
mit vollem Rechte der Schluß gezogen, daß beide ihren gemein-
schaftlichen Ursprung in dem innern Feuer der Erde haben. Man
hat die Vulkane nicht mit Unrecht die Schornsteine der Erde ge-
nannt, welche diesem innern Feuer als Luftlöcher und zum Abzüge
dienen, und durch welche die umliegenden Gegenden gewöhnlich vor
den noch schrecklicheren, wenigstens allgemeineren Verwüstungen
eines Erdbebens gesichert werden. Vermuthlich entstehen die Erschüt-
terungen sowohl als die Eruptionen durch die plötzliche Bildung
von Dämpfen und Gasen, die sich Luft machen, etwa wie der
Dampf in einem siedenden Kessel.
Höhlen.
§. 294. Unter den leeren Räumen, welche sich im Innern
der Erde befinden — Höhlen — und die zum größten Theile
in Kalkgebirgen vorkommen, sind einige besonders durch ihre
ungeheure Größe oder Tiefe bemerkenswerth, durch die ewige, in
ihnen berschenden Dunkelheit, und das furchtbare Echo, welches
donnerähnlich in ihnen widerhallt. Manche, wie die bei Frede-
rikshald in Norwegen, welche 39,866 oder gar 59,049 Fuß tief
sein soll, zeichnen sich durch diese Eigenschaft aus; in andren finden
wir Seen, und noch andere nehmen stießendes Wasser auf, dessen
Abfluß uns unbekannt ist.
Eine der majestätischsten Höhlen ist die Fingalsgrotte auf der In-
sel Stafsa, einer der Hebriden, deren Wände aus sechseckigen Basaltsäu-
len bestehen, die ganz das Ansehen künstlich behauener Steine haben; die
obere Wölbung besteht aus andern Säulen, die von oben herabragcn. Der
ganze Boden ist vom Meerwasser bedeckt; die Tiefe desselben beträgt am
Eingänge 18 Fuß. Die Höhle selbst ist beinahe bis zum Hintergründe
vom Tageslichte erhellt, 370 Fuß lang, 55 breit, und am Eingänge 117
Fuß hoch.
Island ist reich an vulkanischen Höhlen, unter denen die
Surth-Höhle mit Tropssteinzapsen, die nicht durch Wasscrverdünstun-
gen, sondern durch Feuer entstanden sind, am bemerkcnswerthesten sein
möchte.
8. 295. Die in der Nähe von Vulkanen liegenden Höhlen
hauchen oft heiße Schwefeldünste aus, und der an den Wänden