1836 -
Leipzig
: Schumann
- Autor: Andree, Karl
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Iii. Kultur-Geographie. 239
sie mit Hülfe eines Metallgriffels. Auch die von den christlichen
Missionairen errichteten Schulen werden gut besucht.
§. 998. In China, wo Auszeichnung und Rang lediglich
durch Gelehrsamkeit erworben wird, ist natürlich auch für den Ele-
mentarunterricht trefflich gesorgt; jedes Dorf hat seine schule, wor-
in der Bauer Lesen und Schreiben, sowie einige andere Dinge
lernt, die sich aufs praktische Leben beziehen. Eine chinesische
Schrift, welche von der Erziehung der höheren Stande handelt,
führt als Grundlage derselben auf: „Religion, Musik, Bogenschießen,
Reitkunst, Schreiben und Rechnen."
8. 999. Die Japaner, eines der gebildetsten Völker Asiens,
haben gleichfalls zahlreiche Elementarschulen. Als' Grundlagen der
Erziehung betrachtet man den Unterricht in der Landesgeschichte,
im Ackerbau und in körperlichen Uebungen, weshalb mit jeder Schule
eine Turnanstalt verbunden ist. Lesen und schreiben kann Jeder-
mann, auch der Aermste; die wichtigsten Gesetze sind auf den Markt-
plätzen angeschlagen, damit sich Niemand mit Unkunde entschuldi-
gen könne.
8. 1000. In Siam, Birma und Anam, also in ganz
Hinter-Jndien, lernen die Kinder der höheren Stande in den Klö-
stern der Talapoinen oder Mönche, Lesen, Schreiben und Rechnen;
zugleich wird Unterricht im Betrügen und Hinterlist, welche Eigen-
schaften in ein förmliches System gebracht worden sind, ertheilt.
§.1001. Auf Java und den übrigen Inseln Mala ya's
lernen im Verhältnisse zu der großen Menge der Bevölkerung nur
wenige Individuen Lesen und Schreiben; beides ist fast ausschließlich
auf Priester, Adelige und Kaufleute beschrankt. Kaum ist nöthig, zu
bemerken, daß die wilden und barbarischen Nationen auf Australien,
den Inseln Polynesiens (mit Ausnahme derjenigen, wo Missio-
naire sich niedergelassen haben), in Afrika und Amerika, alles Unter-
richts entbehren. Nur Sagen und Lieder, in welchen sie ihre Tha-
ten feiern, lernen die Jüngeren von den Alten.
8- 1002. Noch müssen wir zum Schluffe der Bemühungen
erwähnen, welche Mehemed-Ali, der jetzige Beherrscher Aegyptens,
auf das Unterrichtssystem in seinem Lande verwenden läßt. Ueber-
all sind höhere Lehranstalten, die unter der Leitung von Europäern,
meist Franzosen, stehen, gegründet worden, und die Erziehung der
hohem Klassen schreitet allerdings in dem Maaße fort, daß vor
einem Jahre bereits ein junger Aegypter, wahrscheinlich der erste
seines Volks, auf einem europäischen Schiffe die Reise um die Erde
mitgemacht hat. Jedoch scheint Alles nur oberflächlich zu sein, die
Barbarei ist mehr oder weniger nur übertüncht, und es steht dahin,
ob nach dem Tode des Pascha nicht Alles wieder in Trümmern
fallt, da die Bildung der großen Volksmasse bisher ganz vernach-
lässigt ward, also in dieser auch keine Wurzel geschlagen hat.
Höhere Bildungs-Anstalten.
§.1003. Auf den Universitäten werden Vorträge über
alle Wissenschaften gehalten, besonders über classische Literatur, Phi-