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1. Lehrbuch der allgemeinen Erdkunde - S. 244

1836 - Leipzig : Schumann
244 Allgemeine Erdkunde. G elehrsamk eit. 1016. Aus dem Zustande, in welchem Wissenschaften und Gelehrsamkeit irgend eines Landes sich befinden, läßt sich immer ein Schluß auf den gesellschaftlichen Zustand desselben machen. Der erstere hangt natürlich großentheils von den vorhandenen Unter- richtsanstalren ab. §.1017. Wilde und barbarische Völker haben kein Ersatzmittel, das sie für den Mangel einer Schriftsprache entschädi- gen könnte. Das Andenken an vergangene Thaten, die Kenntniß der etwa vorhandenen Kunstfertigkeit in gewissen Dingen pflanzt sich durch bloße Tradition vom Vater aus den Sohn fort; wich- tige Vorfalle aus ihrer Geschichte, der religiöse Glaube, die Ge- setzeskunde wird mündlich fortgepflanzt. Die nordamerikanischen Indianer halten zu gewissen Zeiten im Jahre sogenannte Talk's oder Versammlungen, in welchen die ältern Glieder eines Stam- mes den jüngern Unterricht ertheilen; zur Nachhülfe des Gedächt- nisses bedienen diese sich der Wampumgürtel, der Skalpe (oder Kopfhäute,^ die sie ihren Feinden abgezogen haben), der Geschenke ihrer Verbündeten, oder anderer Sinnbilderldes Kriegs oder Frie- dens. Unter manchen mongolischen Stämmen giebt es, wie unter den alten nordischen Völkern, Barden, Männer, die eigends dazu beauftragt sind, die Thaten des Volks in zierlicher Siebe vor- zutragen oder abzusingen. In Arabien giebt es eben sowohl Improvisatoren als in Italien. §. 1018. Für alle barbarische und Nomadenvölker ist das herumschweifende Leben, der Mangel an festen Wohnsitzen und bei manchen auch jener einer Schriftsprache, ein ewiges Hinderniß, das keine wissenschaftliche Bildung unter ihnen aufkommen läßt. Manche können nicht über zehn, einige sogar nicht über drei hinaus zählen. Auf ihren Wanderungen richten sie sich nach den Sternen, sind aber meist lediglich auf Umgang mit ihrem eigenen Stamme beschränkt; kommen sie in Berührung mit einem andern Stamme, so ist dieselbe feindlich. §. 1019. Die halbcivilisirten Völker im nördlichen Afrika, dem westlichen Asien und Hinduftan haben im Allgemeinen keine gedruckten Bücher, sondern nur geschriebene, ent- weder auf Pergament oder in dem letztgenannten Lande auf Baum- blätter. Um ein einziges Werk zu copiren, gebraucht selbst ein ge- übter Abschreiber mehre Monate Zeit, die Bücher sind daher theuer und natürlich nur spärlich vorhanden. Erst in neuerer Zeit haben die Europäer angefangen, gedruckte Bücher zu vertheilen. §. 1020. Die Chinesen, Japaner, Birmanen und Siamesen drucken ihre Bücher und zwar vermittelst hölzerner Stäbe oder Tafeln, auf welche die Buchstaben hoch gravirt sind; eine solche Tafel kann natürlich, weil die Lettern fest eingeschnitten und nicht beweglich sind, auch zu keiner andern Arbeit gebraucht, ein einzelnes Werk jedoch in einer großen Anzahl von Exemplaren verbreitet werden. — Die Wissenschaften stehen auch unter halb- civilisirten Völkern, zu wie großer Vollendung dieselben es übrigens
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