1836 -
Leipzig
: Schumann
- Autor: Andree, Karl
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Allgemeine Erdkunde.
Menschenleben wird kein Gewicht gelegt, und Kindermord ist zum
Beispiel in China keineswegs verboten. '
8- 1061. Der Mohammedaner sieht auf jeden Andersden-
kenden mit Verachtung herab, und hält Alles, was bei andern Völ-
kern besteht, für schlecht, Wissenschaft und Kunst für überflüssig oder
gefährlich. . An Wißbegierde oder Verbesserung seines Zustandes
denkt er nicht, denn Bigotterie und Selbstgefälligkeit füllen ihn
ganz aus, und Wohlwollen gegen Andere ist ihm ein unbekanntes
Gefühl. Ueberdies glaubt er, daß nichts dasjenige von ihm ab-
wenden könne, einerlei ob Gutes oder Böses, was ihm einmal
vom Schicksale zugedacht sei, und deshalb ist er gegen Ungemach
und Gefahr, z. B. in der Schlacht und bei ansteckenden Krankhei-
ten, durchaus gleichgültig.
§. 1062. Das Christenthum dagegen macht seinen Be-
kenner» einen Geist des Wohlwollens gegen Alle zur Pflicht, sie
mögen einem Volke oder einer Religion angehören, welcher sie
wollen ; es verbietet, Andern Böses zuzufügen, und befiehlt, für den
Nothleidenden zu sorgen. Nur in christlichen Ländern finden wir
Armenanstalten und Hospitäler. Der Hindu, welcher
Ratten, Mäuse und anderes Ungeziefer zur Ehre seiner Götter füt-
tert, der kein Thier tödtet, kann mit kaltem Blute einen Paria
vor Hunger sterben sehen, er wird ihm nicht eine Hand voll Reis
reichen, und hätte er auch über reichlich gefüllte Speicher zu ge-
bieten.
h) Behandlung der Weiber.
§. 1063. Die Mohammedaner, bei denen Vielweibe-
rei herrscht, betrachten das Weib als ein Wesen ohne Seele, das
nur da ist, um Sklavin des Mannes zu sein, ihm Kinder zu ge-
bären und zur Befriedigung seiner Lüste zu dienen, und beim Hei-
den steht es im Allgemeinen nicht höher als das Vieh, wird
auch nicht viel besser behandelt. In China sieht man überall Frauen
den Pflug ziehen und die schwersten Arbeiten verrichten. Iw halb-
civilisirten Gegenden werden häufig die Weiber, welche nicht
arbeiten können, verkauft und von Brüdern und Vätern stets als
Sklavinnen behandelt; sie lernen übrigens, namentlich in Afrika,
singen, tanzen und Zeug weben; um ihre geistige Ausbildung be-
kümmert sich Niemand.
§. 1064. Nur das Christenthum, welches keine Viel-
weiberei gestattet, stellt die Weiber den Männern gleich; daher
finden wir gebildete Frauen nur in christlichen Ländern. Ihre Lage
und Behandlung ist jedoch nicht überall dieselbe; bei uns in
Deutschland müssen in den meisten Gegenden die Weiber schwere
Arbeiten im Hause und auf dem Felde verrichten, was in England
und Nord-Amerika unerhört ist, auch in Schottland selten oder gar
nicht vorkommt. In den slavischen Ländern, z. B. in Rußland,
werden die Weiber der niedern Stände immer brutaler behandelt,
als anderswo. Bei den germanischen und einigen romanischen
Völkern, z. B. den Franzosen, wird auch für die geistige Ausbil-
dung der Weiber der mittleren und höheren Stände gesorgt, am