1870 -
Berlin
: Gaertner
- Autor: Foss, Rudolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Welt
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
104
Island.
sind deshalb auf das Meer und auf die Schafzucht angewiesen. Die
Hauptstadt ist Thorshavn, eine Stadt von 800 Einwohnern. Man
würde sich irren, wenn man die Färinger etwa mit den Einwohnern
anderer arktischen Gegenden in Bezug auf ihre Bildung vergleichen
wollte; weder sie noch die Isländer sind ungebildete Leute; man
kann dreist behaupten, dass diese Nordländer nicht nur viel grösse-
ren Trieb zur Bildung, sondern auch wirklich viel mehr Kenntnisse
und Bildung besitzen, als z. B. der mecklenburgische Bauer.
Wie zu den Färöer die ersten Ansiedler aus Irland gekommen
sind, so haben sich auch irländische Anachoreten im 8ten Jahrhun-
dert auf Island niedergelassen. Im 9ten Jahrhundert fanden die ein-
wandernden Normannen die Insel aber leer und nur im Westdistrict
Bücher und Geräthe der früheren Bewohner.
Vor dem westlichen Theile der Südküste Islands liegt jedoch
eine Inselgruppe, die Westmannaeyar genannt, von der behauptet
wird, sie habe ihren Namen davon, dass sie von Irländern bevölkert
worden sei.
Island, Eisland, wie der erste Ansiedler, oder Schneeland, wie
der erste normännische Entdecker es nannte, reicht vom 63. bis 66.
Grad nördlicher Breite und wird vom Meridian von Ferro so durch-
schnitten, dass die eine Küste 7,° westlich, die andere 4° östlich
davon liegt. Der Mittelpunkt der Insel ist 80 Meilen von Grönland,
180 Meilen von Norwegen, 140 vom Nordende Schottlands, und 40
von den Färöer entfernt.
Das Areal Islands beträgt etwas über 1800 Quadratmeilen, von
denen 900 ganz steril sind. Die übrigen 900 Quadratmeilen sind
bewohnbar; indessen dient der grösste Theil dieses Landes nur zur
Schafweide. Die Insel enthält einen unbewohnten Kern, um den
sich ein schmaler, bewohnter, für Ansiedelungen geeigneter Küsten-
saum legt. Dieser ist an der Südostseite der Insel am schmälsten,
weil dort die Gebirge unmittelbar steil aus dem Meere aufsteigen.
Wo die Wohnungen am weitesten in das Innere Vordringen, sind sie
doch nur von der Küste 7—8 Meilen entfernt. Auf diesem Terrain
wohnen circa 68,000 Menschen. Man liest vielfach, dass noch im
vorigen Jahrhundert dort 100,000 gelebt hätten; doch ist das eine
Mythe. Wir haben Volkszählungen vom Jahre 1703 an und aus
allen geht hervor, dass wenigstens seit dieser Zeit die Einwohner-
zahl nie grösser, sondern stets geringer gewesen ist. Ob sie einst-
mals bedeutender war, als noch mehr Waldung auf der Insel sich