1870 -
Berlin
: Gaertner
- Autor: Foss, Rudolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Welt
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Die Hämushalbinsel.
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Hauptstadt des Landes, Bab'adagh, liegt wunderschön, doch verfällt
sie, da der Pascha nicht mehr in ihr, sondern in Tultscha residirt.
Auf den Hochflächen weiden einige tausend siebenbiirgische Schaf-
hirten, sogenannte Mokkanen, ihre Heerden; neben ihnen wohnt in
der Dobrudscha ein Yölkergemisch. Da findet man Russen, Bulgaren,
Rumänen, Deutsche, Tscherkessen, Neu-Tataren oder Nogaier und
Alt - Tataren, welche am Trajanswall circa 40 Quadratmeilen inne
haben. —
Wenn ein Heer bei Silistria die Donau überschritten hat, dann
ist das nächste bedeutende Terrainhinderniss der Hämus oder Balkan,
dessen Hauptpässe von zwei Festungen, Warna und Schumla, ver-
theidigt werden. Diese führen in ein Viereck, in das alte Thracien.
Die Nordgrenze desselben kennen wir; im Westen und zum Theil im
Südwesten wird es von dem Rhodope - Gebirge oder Despoto - Dagh
umzogen. Dies Gebirge beginnt an den Quellen der Maritza und
des Nestus und streicht von da zwischen beiden Flüssen bis zur
Mündung des ersteren. Den Namen Despoto - Dagh, d. h. Herren-
gebirge, trägt es von den Mönchen, welche die griechischen Klöster
in demselben bewohnen. Südlich von Schumla streicht ein Gebirgs-
zug längs der Küste des schwarzen Meeres bis zum Bosporus, der
Strandschea - Dagh, von dem aus Erhöhungen bis zur Mündung der
Maritza sich erstrecken und somit das Viereck schliessen. Wenn
man von Sofia durch den Traj anspass in das Thal der Maritza ge-
langt ist, so führt dieselbe als Diagonale des beschriebenen Viereckes
Uber die Stadt des Philipp zu der des Hadrian. Dort nimmt die
Maritza zwei Hauptnebenflüsse auf und wendet sich darauf nach
Süden. Da enden die Vorberge des Hämus, die des Strandschea
und Despoto-Dagh und von da aus erstreckt sich bis Constantinopel
eine weite Ebene. Adrianopel liegt ähnlich wie Leipzig und ist
darum auch oft ein Schlachtfeld gewesen.
Für die Griechen war die böotische und thessalische Ebene ein
von der Natur gegebenes Schlachtfeld; als später in der römischen
Kaiserzeit Ost- und West - Rom sich zu trennen begannen, wurde
Thracien wichtig.
Flaminius vernichtete des macedonischen Reiches Macht in
Thessalien bei Kynoskephalae und einige Meilen davon entschied
sich später bei Pharsalus der Kampf um die Herrschaft des römischen
Reiches für Caesar. Als die Herrschaft der Römer sich über die
Alpen und über die Donau nordwärts ausgedehnt hatte, da rückten auch
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