1870 -
Berlin
: Gaertner
- Autor: Foss, Rudolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Welt
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Italien.
von Squillace und Eufemia, ähnlich wie das Gap in Vorder - Indien.
Südlich von diesem Isthmus erhebt sich der Apennin noch einmal
im Aspro monte und endet im Cap Spartivento. In die östliche
Halbinsel zieht kein Gebirge, sondern ein hügeliges Bergland, wel-
ches an Wassermangel leidet. In diesem südlichen Theile Italiens
haben sich die räthselhaften Ureinwohner, der sogenannte Japygische
Stamm, am längsten erhalten und sind uns unter dem Namen Luca-
ner, Bruttier etc. bekannt. Besonders an diesen Küsten Hessen sich
die Griechen nieder und gründeten hier Grossgriechenland, dessen
bedeutendste Stadt das dorische Tarent war.
Hier ist eine wunderbare Mischung der Völker vor sich gegan-
gen! Zuerst sassen hier also Japygier mit eigener, uns unverständ-
licher Sprache. An den Rändern des Landes siedelten sich die
Griechen an; so hängen in den Inschriften an den Japygischen
Wurzelwörtern griechische Endungen. Als die Römer Samnium er-
obert hatten, also das Hinterland für die handeltreibenden Küsten-
städte, da unterwarfen sie im Tarentiner Kriege diese Landschaften.
Sie führten von Benevent über Venusia ihre grosse Heerstrasse nach
Tarent und von da quer durch das alte Calabrien nach Brundusium,
dem berühmten Ueberfalirtsort. Das alte Calabrien, sagten wir, denn
der Name bezeichnet heute die südwestliche Halbinsel, während jene
nordöstliche Apulien heisst. Diesen Namen trugen zu verschiedenen
Zeiten auch sehr verschiedene Landschaften. —
In der Völkerwanderung konnte sich hier kein deutscher Stamm
dauernd behaupten; auch später wurde die longobardische Herrschaft
stets von Griechen und Saracenen aufs heftigste bekämpft und beide
schliesslich von den Normannen unterworfen. Dann herrschten
deutsche Könige, nach ihnen die Angiovinen, darauf die Aragonesen,
die Spanier und endlich die Bourbons. Was hat dieses Volk erduldet!
Es ist kein Wunder, dass es so verlumpt und heruntergekommen ist,
als wir es jetzt sehen. —
Eine Eigentümlichkeit Italiens bilden die kleinen Gebirge und
Berglandschaften, welche dem Apennin vorgelagert sind. Ausser den
vulkanischen Euganeen und Berenicischen Hügeln, die im nördlichen
Tief]ande liegen, merken wir im Westen des Apennin zunächst die
Apuanischen Alpen, eine kleine aber hohe Kette zwischen Macra
und Segre. Dort bei Carrara wird der berühmte Marmor gebrochen
und aus dem Hafen Spezzia ins Ausland geführt. Bedeutender als
dies kleine Alpenland ist das Hochland von Toscana.