1830 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Volger, Wilhelm Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Türkei.
die Pest, besonders in den großen Städten, ihre Opfer. Vulkanische
Erscheinungen sind nur auf einigen Inseln, aber Erdbeben haben schon
oft große Verwüstungen angerichtet. Alle Naturreiche liefern eine Fülle
von Produkten und in dieser Rücksicht gehört die Türkei zu den reich-
sten Ländern Europa's. Getreide wird in Menge gebauet, die Moldau,
Wlachei, Rumili und Mazedonien sind daran sehr reich; Reis nur in
Rumili und Mazedonien, dagegen viel Mais und Hirse, letztere beson-
ders in der Moldau und Wlachei, Rocken hat man wenig. Weinbau
ist besonders in S. und auf den Inseln bedeutend, auch in der Mol-
dau und Wlachei; Südfrüchte und Ol ebenfalls nur in den Südpro-
vinzcn und den Inseln; Baumwolle wird in Mazedonien sehr viel ge-
bauet; Flachs und noch mehr Hanf sind für die N. Provinzen wichtig,
Ta backsbau ist im ganzen Lande verbreitet und liefert zum Theil
eine ausgezeichnete Waare, Obst liefern alle Provinzen in Menge. Un-
geheure Waldungen von allen Arten Europäischer Forstbäume be-
decken die nördlichen Gebirge, in S. sind auch Zedern, Platanen,
Lorbeerbäume, Zipressen und Oleander; einige Gegenden ha-
den freilich Holzmangel; Galläpfel werden in Menge ausgeführt,
auch Gummi Tragant wird in einigen Gegenden gewonnen und
Süßholz. Die schönsten Blumen und duftendsten Kräuter bedecken
die Anhöhen und Fluren der südlicheren Provinzen. Schöne Pferde
in den nördlichen Provinzen, Kamele in einigen Gegenden von Ru-
mili und Bulgarien, Esel u. Maulesel sehr viel, wichtig ist fast
allethalben die R in dv iehzu cht, nicht weniger die Schaf- u. Ziegen-
zucht, auch Schweine ziehen die nördl.provinzen in Menge, Wild
allethalben, auch der Muflon soll in S. noch Vorkommen, so wie in
der Wlachei der Auerochse und auf den Karpathen die Gazelle;
aber an Bären u. Wölfen ist ebenfalls kein Mangel und auch der
Luchs findet sich. Unter dem wilden Geflügel ist der Reiher an der
Donau zu bemerken. Die Fischerei wird nicht sehr stark getrieben;
Bienenzucht ist in Mazedonien, besonders in Serbien, in der Mol-
dau und Wlachei höchst bedeutend, Seidenbau ist in den südlichen
und östlichen Provinzen in S. des Balkan; auch Kermes findet sich
in S.; Heuschrecken sind bisweilen Landplage. Daß Metalle
dem Lande nicht fehlen, lehrt schon das ^Alterthum; aber Mangel an
Bergwerkskunde und Despotismus verhindern den Bergbau; nur we-
nige Gruben anr nördlichen Hauptgebirge werden bearbeitet und liefern
Gold, Silber, Blei, Eisen, Kupfer und Schwefel; viele
reiche Erzgänge bleiben unbeachtet, so wie überhaupt die Schätze des
Mineralreichs nicht gehörig benutzt werden. Stein- und Seesalz
wird in Menge gewonnen, auch Salpeter; daß die ausgedehnten Ge-
birge noch manchen Schatz an Marmor, Alabaster und anderen nutzba-
ren Steinarten haben werden, läßt sich bei der geringen Bekanntschaft
mit dem Innern des Landes wohl erwarten. Mineralquellen sind zahl-
reich. Industrie ist freilich in einigen großen Städten nicht unbedeu-
tend, ja einige Kunstprodukte des Landes sind berühmt, aber die Mehr-
zahl der Einwohner lebt fast ohne alle Gewerbe. Ackerbau und Vieh-
zucht beschäftigen die meisten. Ausgezeichnet ist in einigen Gegenden
die Gerberei (Saffian u. Korduan), Färberei (Türkisch Roth) und manche