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1. Darstellung der allgemeinen Verhältnisse und Erscheinungen der Völkerkunde - S. 214

1840 - Berlin : Duncker & Humblot
214 Abschn. 3. Von den auf d. Entwickel. d. Menschh. einwirk, inneren Urs. für Indien vorhanden und möglich, und hier wiederum vor- zugsweise nur für den bevorrechteten Theil der Gesellschaft. — Nach der herrschenden Ansicht von einer künftigen Seeligkeit und Vereinigung mit Gott beruht die Erlangung derselben auf einer gradativen Vervollkommnung und Reinigung des irdischen Daseyns, Erweiterung der Wclterkcnntniß, Abstrei- fung der irdischen Individualität und danach abgemessenen Wanderung der Seele in höhere und höhere Daseynsstufen. Aber diese Entwickelung zur Seeligkeit ist nur für die höhe- ren Kasten der Brahmanen möglich; allen übrigen ist sie für immer lieblos abgeschnitten, weil die Sudra's und alle übri- gen tiefer Stehenden von der höheren Erkenntniß, von dem beschaulichen Verkehr mit der sogenannten Weltseele, welcher jene Fähigkeit, zu höheren Daseynssinfen einzugehen, bedingt, nach dem Gesetze gänzlich ausgeschlossen bleiben. Nur den Brahmanen und, unter gewissen Einschränkungen, den beiden folgenden Kasten ist cs gestattet, sich jener Weltentfremdung zu widmen, welche als der einzige Weg zur Seeligkeit bezeich- net wird; nur die Brahmanen dürfen sich mit jener Art von Weisheit befassen, welche als Frömmigkeit gilt, und so strenge halten sie an diesem Gesetze, wie an der Vermeidung jeder Gemeinschaft mit Unreineren, daß sie dem Sudra, der sträf- licher Weise die Vorlesung der Religionsschriften behorcht, oder sich auf den Stuhl eines Brahmanen setzt, siedendes Öhl in die Ohren gießen *), oder ein glühendes Eisen in das Gesäß bohren**). — Auf solche Weise bleibt den Mitgliedern der unteren Ka- sten nur die unbestimmte Hoffnung, daß ihre Seelen dereinst vielleicht einmal in den Körper eines Brahminen fahren, um auf solchem untröstlichen Umwege, nach Generationen, zur See- ligkeit zu gelangen. Zwar ist für sie eine Möglichkeit vor- handen, durch unerhörte Martern schon in diesem Leben die Macht und göttliche Natur eines Brahmanen zu erlangen, aber jene Prüfungen sind so weislich ansgesucht, daß wohl *) Ritter, Asien Iv. l. S. 927. **) Hegel a. a. £>. S. 159.
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