1840 -
Berlin
: Duncker & Humblot
- Autor: Roon, Albrecht von, Ritter, Carl
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
222 Abschn. 3. Von dm ciufd. Entwickel. d. Menschh. einwirk. Inneren Urs.
des Ormuzd, vorsteht, während Ahriman einem jeden dieser
letzteren einen feindlichen, einen Dew, gegenübergestellt hat.
Außerdem wachen die Geister der Seeligen, die Ferwer, als
Schutzgeister über dem Leben aller gerechten Diener des Or-
muzd. —
Diese letztere Vorstellung scheint indeß erst mit der hö-
heren, durch Serduscht geltend gemachten Auffassung der
ganzen Religionsform lebendig geworden zu seyn. Mit die-
ser wurde der allgemeine, durch Ormuzd und Ahriman und
ihre Diener geführte Kampf nicht ferner blos auf die äußere,
sondern auch auf die innere Welt des Menschen bezogen,
und dadurch erhielt dieser Kampf nun eine höhere, sittliche Be-
deutung. Und wenn derselbe ursprünglich vorzugsweise nur auf
das irdische Gute und irdische Böse, auf das daran ge-
knüpfte Wohl- oder Übelbefinden des Menschen gedeutet wurde:
so entfaltete sich nun die Vorstellung von dem im Menschen
selbst auszufechtenden Kampfe des sittlich Guten und Bösen
und des dadurch begründeten Friedens oder Unfriedens, der
Freiheit oder der Knechtschaft der Seele und des Geistes.
Auch war, nach dieser Ansicht, die Schöpfung und Alles, was
sich in ihr regt und bewegt, nur entstanden, damit, im
Kampfe gegen das Böse, das Gute als Selbstbestimmung
frei hervortrete. —
Nicht allein das Sittengesetz, sondern auch das religiöse
Dogma überhaupt gewann mit Serduscht eine höhere und
weitere Ausbildung. Es trat nun zuerst, neben der durch Or-
muzd und Ahriman ausgedrückten Idee des Lebenskampfes
und geistigen Gegensatzes, die Vorstellung göttlicher Ein-
heit, eines göttlichen Urwesens, freilich nur in dem dunklen,
todten Begriffe eines Schicksals, einer ungefchaffenen
Zeit (Zerwane Akerene), als einer „gegensatzlosen Allge-
meinheit"*), hervor; — Ormuzd, wie Ahriman sollen ihm
entstammt seyn, und gleichzeitig soll sich nun dieses als Ur-
macht gedachte Schicksal durch den im Menschen wie in den
Völkern sich bewegenden Kampf offenbaren. Eine eigentlich
) Hegel a. a. O. Ix. S. 182.