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1. Darstellung der allgemeinen Verhältnisse und Erscheinungen der Völkerkunde - S. 234

1840 - Berlin : Duncker & Humblot
234 Abschn. 3. Von den aufd. Entwickel. d. Menschh. einwirk. inneren Urs. geschmückt ist, worauf zugleich großeutheils die reiche Litera- tur aller buddhistischen Völkerschaften beruht. — Bis dahin mochte die Lehre Gautama's friedlich neben der brahmanischen hingehen, wie sie denn auch mehrere hun- dert Jahre neben ihr, als eine geduldete, wenngleich verachtete Sekte, in Indien bestanden hat, bevor sie durch blutige Ver- folgung zuerst nach Ceylon, dann auf die übrigen benachbar- ten Inseln verdrängt, und, begünstigt durch den von jedem Märtyrerthume ausgehenden Glanz und Aufschwung, endlich über ganz Ost- und Mittel-Asien verbreitet worden ist*).— Diese Verfolgungen finden ihr Motiv in der Art und Weise, in welcher die Buddhisten das Verhältniß des Menschen zu Buddha auffaßten, und danach die Lehre von der Seelenwan- derung ausbildeten. — Nach buddhistischen Ansichten ist die irdische Schöpfung, — im Gegensatze zur brahmanischen Lehre von der Göttlichkeit des All, — wie Alles, was der Welt der Wünsche und des Wechsels angehört, dem Übel unterworfen, und die Bekämpfung und Abstreifung der im Argen liegen- den Materie die einzige sittliche Aufgabe des Menschen, wo- gegen der Brahmane alles Erschaffene als Theil der göttli- chen Weltseele, und darum als anbetungswürdig, betrachtet. Nach Buddha's Lehre ist Niemand von der allgemeinen Sünd- haftigkeit ausgenommen, und im religiösen Sinne fallen da- her alle Kastenuuterschiede weg; alle Menschen sind vielmehr gleich berufen zur Seeligkeit, und stehen ihr nur in dem Grade näher oder ferner, als es ihnen gelungen ist, sich ihres materiellen Daseyns zu entschlagen, und durch Kasteiungen und Büßungen die Ertödtung des Fleisches zu erzwingen, welche den Übergang zu einem höheren geistigen Daseyn vorbereitet und bedingt. Sie predigt dennoch Schonung und Liebe ge- gen alles Erschaffene, und nimmt selbst den Paria nicht davon aus. Alles Verdienst ist den Buddha-Dienern persönlich, kei- nes angeboren; keine Kaste ist von Hause aus Gott näher als *) Nach Ceylon kam die buddhistische Lehre in der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts v. Ch. (A. Remusat, Melanges asiat. I. 122); in China faßte sie wahrscheinlich nicht vor dein ersten Jahrhundert christ- licher Zeitrechnung Wurzel (Stuhr a. a. O. S. 139).
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