1845 -
Berlin
: Duncker & Humblot
- Autor: Roon, Albrecht von
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Kap. 2. Staiilllivtt'schiedettheit der Europäer. Elhiivgr. Dreitheilung. 23
gen, selbst wenn man Kola mit veranschlagt, nur etwa der
vierundvierzigste, sonst kaum der zweihundertste Theil Halb-
insel- und Inselland. — Von der 4300 Meilen langen Linie,
auf welcher der europäische Kontinent vom Meere benetzt wird,
gehören kaum 1200 Meilen dem slavischen Europa an, so
daß hier etwa 80 m Meilen, in dem übrigen Europa dage-
gen durchschnittlich nur c. 20 □ Meilen auf eine Meile Kü-
stenlänge gerechnet werden können, wenn dem germanischen
Gebiete auch seine fernsten Inseln hinzugezählt werden. Folg-
lich ist das slavische Europa, vermöge seiner Lage, zunächst
am kontinentalsten, das romanische am reichsten an ozeani-
schen Berührungspunkten, während das germanische in die-
ser Beziehung zwischen beiden in der Mitte steht. — Welch
eine andere, für die Entwickelung des Völkerlebcns nicht min-
der bedeutende Verschiedenheit erwächst nun aber zugleich aus
der geographischen Lage jener drei Theile, wenn man die kli-
matischen Verhältnisse mit in die Betrachtung zieht! *) —
Wirft man ferner einen Blick auf die Vertheilung der
Oberflächenformen in den bezeichneten Gebieten, so ergibt
sich, daß in dem slavischen die größte Einförmigkeit, in dem
der griechisch-lateinischen Nationen die größte Mannigfaltigkeit
herrscht, während das germanische wiederum die Mitte hält,
jedoch in dem angeregten Bezüge die slavischen Gebiete weit
hinter sich läßt. Hält man sich nämlich blos an die beiden
Hauptgegensätze der Bodengestalt, so bildet die Ebene im süd-
lichen Europa wenig mehr als den vierten Theil, im germa-
nischen fast die Hälfte, im stavischen aber wenigstens das
Zwanzigfache des betreffenden Gebirgslandes. —
Eine ähnliche Verschiedenheit ergibt sich endlich, wenn
man die Vertheilung des Fließenden überblickt. In
dem breiten slavischen Nordosten ersetzen kolossale Land-
ströme theilweis den aus der dürftigen Berührung von Land
und Meer hervorgehenden Mangel an natlirlichen Verbindun-
gen, Aus- und Zugängen für den Verkehr; auf den engen,
allseitig meerumspülten Landflächcn des romanisch eit S ii-
*) Vgl. Kap. 1, Abschu. 7 der Ii. Abtheilung.