Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Die Völker und Staaten der Erde - S. 430

1845 - Berlin : Duncker & Humblot
430 Abschn. 2. Das germanische Europa. Kap. 4. Österreich. Monarchie. Schmuck und Klang liebenden Kirche und eines zahlreichen, glänzenden Adels: alle diese Umstände sind gleichfalls als Hebel für die Steigerung und Verbreitung künstlerischer Lei- stungen wie des Kunstsinns und Kunstgeschmacks überhaupt wirksam geworden. — Fragt man nun, nach Aufzählung aller dieser Thatsachen, welche Erfolge so viele und so bedeutende Anstrengungen für die Hebung der geistigen Kultur im österreichischen Staate gehabt haben: so kann doch die Antwort kcincsweges eine ganz günstige seyn. — Wir stoßen dabei nach zwei verschie- denen Richtungen hin auf große Gegensätze, deren Ausglei- chung erst von der Zukunft zu erwarten ist. Der eine besteht in der großen Verschiedenheit des Bildungszustandes in den einzelnen gesellschaftlichen Schichten der Bevölkerung; denn während die oberen aller wesentlichen Vortheile geistiger Kul- tur theilhaftig geworden sind, schmachten die unteren noch zum großen Theile in der krassesten Rohheit, Bigotterie und Unwissenheit, uni» sicherlich wird diese Kluft zwischen den ver- schiedenen Ständen so lange unausgefiillt bleiben, als die nie- dere Geistlichkeit, namentlich der griechischen und theilweisc auch der katholischen Kirche Österreichs, nicht zu höherer Bildung gelangt und das Volksschnlwesen nicht weiter entwickelt ist, als bisher. Der zweite Gegensatz ist ein nationaler oder — was ziemlich auf dasselbe hinausläuft — ein räumlicher oder geographischer. Denn die westlichen Nationen der Mo- narchie, diejenigen, auf denen die intellektuellen Potenzen des Kaiserreichs beruhen, die Deutschen, Italiäner und Czechen, gehören ohne Zweifel zu den Kulturvölkern Europa's; den östlichen Nationen, den Magyaren, Kroaten, Winden, Slo- waken rc., ist dieser Rang dagegen noch streitig zu machen, ja mehreren anderen, den Wlachen, Russinen, Zigeunern und einigen serbischen Völkerschaften, schlechthin zu versagen. — Österreich ist daher als ein Übergangsstaat anzusehen, der die kultivirten und barbarischen Theile von Europa mit einander zu verbinden und die Gesittungs-Kontraste zwischen dem Osten und dem Westen auszugleichen hat. — Auf diesem Wege ist es bekanntlich bisher mit großer Behutsamkeit vorgeschritten.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer