1857 -
Halle
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Daniel, Hermann Adalbert
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 7
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Drittes Buch.
mit Hügelketten durchsetzt. Am meisten eben ist das Gebiet
der untern Seine mit ihren rechten Zuflüssen, Aube
und Marne. In dem nordwestlichen Vorsprunge, der
Bretagne, erhebt sich ein vereinzeltes, niedriges Berg-
system, die Montagnes d'arree.
Frankreich ist nach, seiner Lage und Natur eines der
blühendsten Länder von Europa. Sein mildes Klima bildet
den Uebergang vom mittleren europäischen zum südlichen
Klima. Frankreich ist das vorzüglichste Obst - und Weinland
unseres Erdtheils: über 300 n>M. sind der Cultur der Rebe
bestimmt. In den südlichen Strichen gedeiht schon die Olive
und die Zucht des Seidenwurms. Gewerbe und Fabriken
blühen und den Handel begünstigt die Lage an zwei Meeren.
Frankreich hat auf 10,000 mm. 36 Mill. E., dem
Stamme nach in den Pirenäen Basken, in der Bretagne
Celten (S. 65.), im O. der Argonnen Deutsche, der
überwiegenden Anzahl nach Franzosen— also zu welchem
Stamme? (S. 65.). Die meisten sind römisch-katholisch,
1 Mill. protestantisch (überwiegend reformirt). Frankreich
gehört zu den 5 Großmächten von Europa.
Sonst war das nicht so. Als die drei Enkel des groß-
ßen Frankenkönigs und Kaisers Karl, f 814, seine Erb-
schaft theilten, war das eigentliche Frankreich im W. der
Saone und Rhone ein unmächtiger Staat und blieb es durch
das ganze Mittelalter. Lyon und Marseille waren damals
deutsche Städte, von Metz und Straßburg versteht sich
das von selbst. Aber in der neuern Zeit hat Frankreich
große Könige gehabt, wie Heinrich Iv., f 1610, und
Ludwig Xiv., f 1715, und große Minister, wie Riche-
lieu, ch 1642. Die haben Frankreich in die Höhe gebracht
und uns Deutschen, die wir im Mittelalter übermächtig waren,
alles das abgenommen, was jetzt im O. über Frankreichs
natürlicher Ostgränze hinausliegt. In solchem Glück wur-
den die Könige hernach üppig und übermüthig; das Volk
lag dabei in mannigfachem Druck und Elend. Da begann
1789 die erste französische Revolution, in deren
Folge der Corse Napoleon Bonaparte französischer
Kaiser ward und fast ganz Europa seinem Willen unterwarf
(S. 82.). Nach seinem Sturze kehrte das Herrscherhaus
der Bourbons zurück, doch in der zweiten Revolution 1830
wurde ein anderer Zweig desselben aus den Thron gerufen.