1829 -
Darmstadt
: Heyer
- Autor: Pistor, Ernst Theodor
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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86 Politische Geographie.
die engen Schranken der Sinnlichkeit. Doch findet man
durchgehends die Ahndung eines oder mehrer höhern
Wesen, den Glauben an einen guten oder bösen Geist
bei ihm. Sein Körper ist wenigen Krankheiten unter-
worfen, und sehr vervollkommnet sind seine Sinne durch
Hebung. Seine Kunstfertigkeiten sind gering; seine
Waffen, Bogen, Pfeil, Wurfspieß, Schleuder, sehr ein-
fach; aber er ist Meister in ihrem Gebrauche. Seine
Wohnung ist eine Hütte, oft nur aus Baumzweigen,
oder eine Höhle. Die meisten Wilden haben die Sitte,
sich zu tätowiren, d. h. ihrer Haut allerlei Figuren ein-
zuätzen. Sie verachten Fremde, und pflegen sie für
Feinde anzusehen. Gefangene, die sie im Kriege ma-
chen, martern sie gräßlich zu Tode, stehen aber selbst alle
Martern mit größter Standhaftigkeit aus; andere spei-
sen sie, und diese nennt man Anthropophagen
(Menschenfreffer).
b) Der halbwilde Hirte ist schon auf einer höhern,
der Mittlern Stufe. Er besorgt seine Heerdcn,
wandert mit seinen Zelten aus einer Gegend in die an-
dere, und wird daher auch Nomade genannt. Schrei-
bekunst (zum Theil mit Bilderschrift) ist ihm nicht un-
bekannt; seine Begriffe über Religion sind geläuterter; bei
ihm herrscht größere Thätigkeit, und verschiedene Kunst-
produkte entstehen unter seinen Händen, die er durch
Tauschhandel zum Theil wieder absetzt. Gastfreiheit ist
bei ihm eine ausgezeichnete Tugend.
c) Die höchste Stufe nimmt der gesittete
(kultivirte) Mensch ein. Durch mannigfache Beschäfti-
gungen, Landwirthschaft, Bergbau, Handwerke und Fa-
briken, Handel und Schiffahrt, Künste und Wissenschaf-
ten ist sein Geist geübt. Ein förmlich eingerichteter
Staat, Schreib- und Buchdruckerkunst und wissenschaft-
liche Anstalten aller Art unterstützen ihn bei seinem
Streben nach Kenntnissen, nach Vervollkommnung seines