1861 -
Berlin
: Charisius
- Autor: Klöden, Gustav Adolph von
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Das feste Land.
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eindringende Wasser erweicht wird, als der auf ihr liegende Theil des Berges.
Dieser letztere fängt dann an, allmählig und schneller und schneller herabzugleiten
und überschüttet mit seinen Trümmern das Thal. Von den Diablerets im
Wallis in der Schweiz geschah schon zweimal ein solcher Sturz. 1618 wurde das
Städtchen Plurs, am Südabhange der Alpen, begraben; ein waldiger Hügel be-
deckt dasselbe. Der Einsturz des Spitzbühel, eines Theiles des Roß- oder Ruffi-
berges im Kanton Schwyz begrub 1806 das schone Goldauer Thal und einen
Theil des Lowerzer Sees.
§ 54. Im Innern der Gebirge, namentlich im Kalkstein, Dolomit und Gyps,
findet man oft Höhlen von sehr mannigfacher Gestalt, horizontal oder vertikal iu
dem Berge fortgehend. Man unterscheidet Spalten höhlen, Gewölbhöhlen
und Schlauchhöhlen; letztere haben die Form enger, gewundener Kanäle. Ge-
wölbhöhlen mit weitem Eingänge heißen auch Grotten. Die meisten Höhlen be-
stehen aus aneinander gereiheten Räumen von den verschiedensten Formen, alle
entweder in gleicher Höhe oder etagenweise übereinander; die Verbindungsschlünde
sind zuweilen so steil, daß man nur mittelst Leitern innerhalb weiter gelangen
kann. Ihre Bildung hat verschiedene Gründe; das Wasser kann sie nicht veran-
laßt haben. Am Harz sind berühmt die Baumanns-, die Bielshöhle; in
Baiern die Gailenreutherhöhle; in Illyrien die Adelsberger H., '/. M.
lang, die längste bekannte; in England die Kirkdals-H, die Castle ton- oder
Peaks-H.; die Fingalshöhle auf Stasfa und die blaue Grotte auf Capri
öffnen sich unmittelbar über dem Meeresspiegel und sind int unteren Theile vom
Meere erfüllt. — Aus einigen Höhlen strömt die Luft heftig aus, andere enthal-
ten Eis, noch andere ungesunde Luft, die nicht geathmet werden kann, wie die
Hundsgrotte bei Neapel. Fast alle Höhlen sind im Innern mit Krystallen
und Stalaktiten bekleidet, d. h. mit Tropfstein, der sich aus dem Wasser allmäh-
lig absetzt, welches von oben in die Höhle einsickert. Fast in allen Höhlen haben sich,
in der Bodenschicht enthalten, Knochen, theils von Hyänen, Bären, Wölfen, Füchsen,
Wieseln gefunden, die in denselben gewohnt haben; theils von Elephanten, Rhi-
noceroten, Nilpferden, Pferden, Ochsen, Hirschen, Hasen, Wasserratten, Tauben,
Raben rc., die von ersteren hineingeschleppt und dort verzehrt worden sein mögen.
Alle diese Thiere sind andre Arten, als die noch jetzt lebenden. — Im südlichen
Spanien, in Italien, Corsica, Sardinien, Sicilien, Griechenland sind ähnliche Er-
scheinungen häufig, wo sich die Knochen zum Theil in spaltenartigen Höhlen finden.
§ 55. Wenn man nach unten in das Innere der Erde eindringt, so trifft man
auf eine Tiefe, in welcher die Temperaturwechsel der Oberfläche ohne Einfluß sind;
aber von da in noch größere Tiefen hinab wird es inimer wärmer. Diese Zu-
nahme der Wärme mit der Tiefe hat sich selbst bei Iakuzk in Sibirien ge-
funden, wo die gefrorene Erdschicht 600 F. dick ist. Sie beträgt bei jeden 128,8 F.
ungefähr 1 ° C. Aber in diesem Verhältniß darf man nicht weiter rechnen, da in
größeren Tiefen mehr als 128,8 F. nöthig sind, um die Temperatur um 1° zu
erhöhen; dennoch dürfen wir annehmen, daß in einer Tiefe von 10.000 bis 20.000 F.
die Wärme der des kochenden Wassers entspricht. Demnach muß sich das ganze
Innere der Erde in glühendem und geschmolzenem Zustande befinden, und nur
außen umgibt dieses eine im Verhältniß sehr dünne, feste, erkaltete Kruste, höch-
stens von 40, nach der Meinung Andrer, was aber weniger wahrscheinlich ist, von
200 M. Dicke. Durch diese gehen hie und da Löcher, vermittelst deren die ge-
schmolzenen Massen an die Lnft dringen können. Dergleichen Löcher oder Kanäle
öffnen sich an der Spitze von kegel- oder glockenförmigen Bergen, und diese nen-
nen wir Vulkane.
§ 56. Solche Vulkane liegen sehr häufig auf Inseln oder doch an den Rän-
dern der Continente, selten im Innern derselben. An den tiefen Stellen des
Meeres mag die feste Kruste der Erdkugel wohl etwas dünner sein, und Wasser
durch dieselbe hindurchdringen. Von der gewaltigen Glut wird dieses sogleich in
v. Klöden, Geographie. 3. Aufl. 2