1861 -
Berlin
: Charisius
- Autor: Klöden, Gustav Adolph von
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Königreich Norwegen.
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§ 661. Das Königreich Norwegen
(größer als Großbritannien).
Norwegen ist in 17 Provinzen getheilt, Aemter genannt. In Bezug auf die
kirchliche Verwaltung zerfällt es in 5 Bisthümer oder Stifter. — In Norwegen
herrscht die vollkommenste Gleichheit, keine Standes-Unterschiede sind vorhanden,
und es ist das Land der größten politischen Freiheit. Es ist ein constitntionell-
monarchischer Staat, dessen Abgeordnete den Storthing bilden. Die Armee besteht
aus 12.000 Mann Stammtruppen, 12.000 Mann Landwehr und 13.500 Mann
Flottenmannschaft. Die Festungen sind meist unbedeutend; die Flotte zählt 62
Schiffe mit 450 Kanonen. Von sämmtlichen schulpflichtigen Kindern genießen
etwa ! den Schul-Unterricht; aber die allgemeine Bildung ist hier ebenso ver-
breitet, wie in Schweden. Christiania hat eine Universität, ebenfalls von zahlrei-
chen Bauernsöhnen besucht, welche nur Kenntnisse erwerben wollen. Man spricht
in den Städten Dänisch, das auch die Schriftsprache ist; das Norwegische ist nur
noch als ein Volksdialekt vorhanden. Das alte Norwegische spricht man auf Island.
Die Norweger geben ausgezeichnete Matrosen ab.
Im Amte Bradsberg, das so groß ist wie der Reg.-Bez. Stettin, bildet der
größere nördliche Theil das sehr gebirgige Thelemarken, mit prächtigen Wasser-
fällen und ausgedehnten Hochweiden; in Bnskernds-Amt, Gebiet des Dram-
men, liegt die wegen ihrer Anmuth und Fruchtbarkeit berühmte, das norwegische
Paradies genannte Hügellandschaft Ringerige (König Rings Reich); in Christians-
Amt, etwa so groß wie die Insel Sardinien, liegt das enge, aber großartige und
ergibige Thal des Longen, Gudbrandsdalen genannt; das Gebiet des Glommen
ist das strichweise gut bevölkerte Hedemarken, größer als die Provinz Sachsen.
Die beiden Aemter Bergenhuus haben die Größe des Königreichs Dänemark,
das Nordlands - Amt ist etwas kleiner, und Finmarkens-Amt ist größer als Ost-
und West-Preußen und macht mehr als i von Norwegen aus, hat aber nur 41
Bew. auf der Üm. Außer einigen kleinen Städten sind nur Höfe vorhanden.
Die dieses Land bewohnenden 16.000 Lappen oder Finnar leben größtentheils
nomadisch als Waldlappen, welche sich durch die Rennthierzucht und die Jagd er-
nähren, und als Fischerlappen, welche sich an den großen Flüssen und Seen
niedergelassen haben und Fischfang treiben; die aus Armut an die Küsten gezogen
sind und von der Fischerei leben, heißen Söelappen, und die aus demselben
Grunde in den Thälern den Boden bauen, heißen Böelappen.
Etwa -Je von Norwegen (140 Hhm ) ist von ewigem Schnee bedeckt, und zwar
liegt der größte Theil dieser Region im südlichen Norwegen; das nördliche ist nicht
hoch genug und hat überhaupt mildes Klima, so daß auch am Nord-Cap das
Meer nicht gefriert. Die Luft-Feuchtigkeit an der ganzen W.-Küste ist übergroß.
— Bei Vardöhuus geht die Sonne vom 21. Mai bis 21. Juli nicht unter, und
von Mitte November bis Ende Januar nicht auf. Bei Torneu, wo der längste
Tag 214 Stunde, der kürzeste 24 Stunde dauert, kann man auf den Bergen in
der Johannisnacht die Mitternachts-Sonne sehen.
Der Abfall zur Südostküste heißt Thelemarken; das Thal westlich vom Lou-
gen Gudbrandsdalen und das östlich Hedemarken.
Christiania, 39 E., am 18 M. langen Christianiafjord, in reizender Gegend von
italienischer Schönheit gelegen, ist die Hauptstadt und der Sitz des Vicekönigs oder Statt-
halters. Es hat eine Universität und treibt lebhaften Handel mit Holz, Brettern, Flaschen,
Eisen, Eichenrinde und Smalte. Dabei liegt die geschleifte Festung Akershuus. In der
Nähe sind große Eisenwerke, von denen das Bä rum-Werk das bedeutendste ist. —
Drammen, 10 E., am Drammsfjord, ist ein bedeutender Handelshafen besonders für Holz
und hat die größte Bretter-Niederlage. — Frederiksstad, 3 E., a. d. Glommen-Mündung,
und Frederikshald, 7 E., am Tistedals-Elv, haben ebenfalls bedeutenden Holzhandel. —
Kongsberg, 4 E., eine Bergstadt, hat das Oberbergamt, Bergschule, die Waffenfabrik und
ein Silber- und Eisenbergwerk, auch Tuchwebereien. — Laurvik, 5 E., am Skagerrack,
hat Eisen- und Holzhandel. — Christiansand, 9 E., a. d. Mündung der Torrisdal-Elv,