1861 -
Berlin
: Charisius
- Autor: Klöden, Gustav Adolph von
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Europa.
Das Gouv. Chersson mit Odessa, so groß wie Baiern, ist ein Plateau,
durchschnitten von tiefen, schmalen Thälern, mit einem harten, oft dürren Boden.
Es ist der Heuschreckenplage ausgesetzt.
Cherson, 36 E., nahe der Dnjeprmündung, ist eine Festung, die viel Industrie und
Handel (besonders mit Holz) treibt, aber durch Odessa in Verfall gerathen ist. — Niko-
lajew, 45 E., a. d. Bug-Mündung, ist ein Kriegshafen und Hanptstation der Flotte des
Schwarzen Meeres, gut gebaut und stark befestigt. — Odessa, 80 E., (einschl. der Fremden
128 E.), am Schwarzen Meere, war sonst eine türkische Festung, ist die Hauptstadt von
Süd-Rußland und jetzt eine der hübschesten Städte. Der schönste Theil liegt am Meere,
zu welchem eine prächtige Treppe herunter führt. Es ist ein Freihafen und der Haupt-
handelshafen des Schwarzen Meeres, besonders für Rußlands Getreide. Tv der ganzen russi-
schen Ausfuhr kommt auf Odessa. Die Fabriken sind gering gegen den Handel. Bazar mit
500 Gewölben, Messe, Handelsschule und Kammer. Hauptartikel ist Getreide, nament-
lich Weizen, für 17 Mill. Thlr., der nach England und den Häfen des Mittelmeeres geht;
Leinsaat, gegen 500.000 Scheffel, besonders nach Holland; Hanf und Flachs nach Eng-
land und Holland. Talg, von dem die Hauptgewinnung in den großen Ssaljauen oder
Schlachthäusern der Steppe in der Nähe stattfindet, und das hier billiger und frischer ist
als au der Ostsee, 120.000 Ctr., geht meist nach Oesterreich und der Türkei. Juchten
meist nach Italien und Oesterreich, dann nach England, Holland und Nord-Amerika. Es
führt ferner aus: Häute, Wolle, Eisen, Kupfer; Tauwerk, Segeltuch, Wachs aus der
Ukraine; Caviar, Theer re. Auch die Fischerei ist wichtig. — Dampfschiffe gehen nach Kon-
stantinopel k. — Die Bewohner gehören allen Nationen Europas und Vorder-Asiens an.
Italienisch ist die Geschäftssprache- Auf den Hunderten von Meiereien um die Stadt zieht
man Wein in Fülle.
Das Gouv. Bcssarabien ist durch den Pruth vou der Moldau getrennt.
1812 und 1829 ward es an Rußland von der Pforte abgetreten. Es wird be-
sonders von Moldauern bewohnt. — Der obere Theil ist bergig, zum Theil salz-
reich und sehr fruchtbar; der untere ist Steppe. Fast \ des Ganzen ist Weide
und Wiese. Bon Wichtigkeit ist der Maisbau; der Weinbau, besonders an den
Uferabhängen, befindet sich in großer Zunahme. Schaf- und Rindvichzncht sind
vorherrschend; manche Besitzer hab-en 100.000 Schafe.
Chotin oder Choczim, 13 E., a. Dnjestr, im Nord-W., ist eine starke Festung und
treibt Handel. Es war ehemals türkische Grcuzfestung gegen das polnische Kamjeniec. —
Kischinew, 58 E., a. Byk, der in den Dnjestr geht, ist die meist von Juden, überhaupt
von Leuten aus 20 Nationalitäten bewohnte Hauptstadt; sie treibt bedeutenden Handel, be-
rühmten Weinbau und hat viele Fabriken. Manche der Viehzüchter haben in der Steppe
4 bis 6000 Stück Rinder. — Bender, 15 E., am Dnjestr, ist eine Festung. Im nahen
Dorfe Warnitza hat sich Carl Xii von Schweden 3 Jahre aufgehalten. — Akjerman,
19 E., a. d. Dnjestr-Mündung, eine Festung und ein Hafen, mit Werften. Salinen sind
an der Küste.
§ 677. Das Gouv. Taurien besteht aus dem Küstenlande der Nogai-
schen Steppe (großer als Pomniern) und der Halbinsel Krim oder Krym, so
groß wie Sicilien. Tr davon sind unbrauchbares Land, 4 Weideland, nur ^ Cul-
turland. Die erstere ist eine von Schluchten unterbrochene, im Ganzen fruchtbare
Niederung, welche Mangel an Trinkwasser hat, da der Boden salzig ist. Step-
penkräuter, Blumen und Gräser bedecken sie im Frühling, im Sommer aber ist
alles dürr und todt, und auf die glühend heiße Zeit folgt ein äußerst strenger
Steppenwinter. Getreide-, Garten- und Weinbau treibt man mit Erfolg. Noch
zu Ende des vorigen Jahrhunderts bildeten die Krim und diese Steppe die „ kleine
Tatarei", und daher leben noch jetzt hier wohl 50.000 Tataren, in 74 Dörfern.
Bei ihnen dienen die Kamele als Zugthiere. Die Krim oder der tatarische
Chersonnes ist in den nördlichen 4 ebenfalls eine Wasser- und holzleere Steppe,
im Uebrigen aber, in der Garten-Krim, Gebirgsland, das nach S. steil abfällt,
zum Theil bewaldet, mit anmuthigen Thälern. In der Steppe, in welcher die
Getreidefelder mit Salzsümpfen und Strecken voller Salzpflanzen wechseln, ist die
Viehzucht, namentlich Pferde- und Schafzucht, die wichtigste Beschäftigung. Der