1855 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Topographie der europäischen Türkei.
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4. Albanien, bewohnt von dem halbcivilisirten, kriegerischen
Volke der Arnauten, welche ihre fast vollständige Unabhängigkeit der
erschwerten Zugänglichkeit der Landschaft verdanken; denn diese ist an
drei Seiten von hohen Gebirgen umwallt, und an der vierten, der
Seeseite, bilden theils seichte Gewässer, theils steile, klippenreiche Kü-
sten ebenfalls natürliche Schutzwehren. Die Hauptstadt Ianina, liegt
in der Nähe eines Sees ohne sichtbaren Abfluß.
5. Bosnien, ein schützendes Vorland der Türkei (gegen Oester-
reich) durch die gedrängte Anhäufung vielfach verzweigter Bergmassen.
Die Hauptstadt Bosna Serai oder Sarajewo (70,000 E.), der
Mittelpunkt des Karawanenhandels mit Spalato, Salonichi und Con-
stantinopel, ist 1852 fast ganz abgebrannt. — Seit 1851 ist die Her-
zegowina oder das türkische Dalmatien Bosnien einverleibt.
6. Bulgarien, der Nordabfall des Balkan, enthält eine
Reihe von Festungen, theils an der Donau, wie Widdin, Ni-
copoli, Rustschuk, Silistria, theils am schwarzen Meere, wie
Varna, theils im Innern: Schumla, an der Hauptstraße, welche
über den Balkan nach Constantinopel führt. Die Residenz des Paschas
ist Sophia (50,000 E.) auf dem Balkan.
7. Die drei Schutzstaaten.
a. Serbien oder das Gebiet der Morava, zwischen Bosnien und
Bulgarien, im N. von der Sau und Donau begrenzt, hat seine eigene
Landesverwaltung unter einem einheimischen, erblichen Fürsten; die
Türkei bezieht nur einen Tribut und hat das Besatzungsrecht in den
(6) Festungen, unter denen Belgrad an der durch ihre drei größten
Nebenflüsse verstärkten Donau die bedeutendste ist.
d. Die beiden Donaufürstenthümer Moldau und Walachei,
unter tributpflichtigen, vom einheimischen Adel (den Bojaren) gewählten
Hospodaren, gehören nicht zur griechischen Halbinsel, sondern zur wa-
lachischen Tiefebene, welche, von zahlreichen Flüssen bewässert, mit
üppigen Wiesen, fruchtbarem Ackerland, Obstbäumen und Rebenhügeln
prangt. Die Hauptstadt der Moldau ist Jassy, die der Walachei
Bucharest (80,000 E.).
Unter den zur europäischen Türkei gehörenden Inseln ist bei
weitem die bedeutendste Creta oder Candia mit der Hauptstadt glei-
chen Namens. Sie schließt den Archipelagus im S. ab und wird noch
zu Europa gerechnet, nicht blos wegen der größern Nähe, sondern auch
weil ihre Nordseite buchtenreich, die Südseite dagegen zum Theil unzu-
gänglich und die Insel deshalb auf Europa hingewiesen ist.
Die asiatischen Länder s. S. 49 ff. Die afrikanischen S. 64 ff.
B- Das Königreich Griech enland.
Das heutige Königreich Griechenland reicht im N. nur bis an
die Golfe von Volo und Arta und umfaßt also vom ehemaligen