1855 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Toscana. Kirchenstaat. Rom.
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6. In Mittelitalien.
5. Das Großherzogthum Toscana, welches zugleich das
frühere Herzogthum Lucca, die eisenreiche Insel Elba und 5 klei-
nere Inseln umfaßt, hat nächst der Lombardei und Sicilien die dich-
teste Bevölkerung (fast 4500 auf 1 Hom.) unter den italischen
Staaten. Diese ist hauptsächlich in dem Flußgebiet des Arno con-
centrirt.
Die Hauptstadt Florenz (110,000 E.) liegt in einem überaus
fruchtbaren Bergkessel (daher „la bella“ genannt), zu beiden Seiten
des Arno. Livorno (mit 90,000, zum Theil jüdischen E.), verdankt
die heutige Bedeutung seinem Freihafen, dem ersten am Mittelmeere.
Pisa, zu beiden Seiten des Arno, wird jetzt noch als Universität sowie
wegen des milden Klimas und der benachbarten Heilquellen besucht.
6. Der Kirchenstaat wird durch den Kamm des Apenninus
in eine südwestliche und in eine nordöstliche Hälfte getheilt. Jene,
breitere Hälfte enthält den Abfall zum Mittelmeere und vorzugs-
weise das Stromgebiet der Tiber; die schmalere, nordöstliche Hälfte
bildet den Ostabsall der Apenninen zum adriatischen Meere und
reicht nördlich bis zum Po. Der Antheil des Kirchenstaates an der
Poebene ist der bevölkertste und wohlhabendste Theil des Staates, wäh-
rend die großen Ebenen auf der Westseite durch die ungesunde Luft
zum Theil unbewohnbar sind. Als getrennte Enclaven liegen im
Königreich Neapel: Pontecorvo und Benevento. Die Verfassung ist
eine Wahlmonarchie: der Papst wird im „Conclave" von den in
Rom anwesenden Cardinälen aus den wenigstens 55 Jahre alten
Cardinälen gewählt.
Die Hauptstadt Rom (178,000 E.) liegt zu beiden Seiten der
Tiber in einer von weiten Rasenflächen bedeckten und von zahlreichen
Heerden belebten Steppe auf 11 Hügeln.
Roms Merkwürdigkeiten bestehen in den Ruinen deö classischen
Alterthums, den Kirchen und den Palästen mit ihren reichen Kunstsamm-
lungen. Die ersteren finden sich hauptsächlich in dem Umfange des alten
Roms jenseits der Tiber, die übrigen sowohl diesseits als jenseits der Tiber.
Unter den Kirchen ist die Peterskirche die erste nicht blos Roms,
sondern der ganzen Erde. Sie erhebt sich in italienischem Stil aus dem
Petersplatz, dessen Seiten mit dreifachen Säulengängen und dessen Mitte
mit einem ägyptischen Obelisk geschmückt ist. Ueber der Vorhalle befindet
sich eine Galerie, welche zur Segenspendung und zur Krönung des Papstes
bestimmt ist. Ueber dem Hauptaltar, an welchem nur der Papst zu Weih-
nachten, Ostern und am St. Peterstage, sowie bei jeder Heiligsprechung
das Hochamt hält, erhebt sich die große (413' hohe) Kuppel, mit colossalen
Mosaiken verziert, der vorzüglichste Theil des ganzen Gebäudes. — Ebenso
nimmt unter den Palästen der Vatikan die erste Stelle ein, der an Um-
fang einer ansehnlichen Stadt entspricht und 11,000 Säle, Zimmer, Kapellen
und andere Gemächer umfassen soll.
Pütz, Leitfaden d. vergleichenden Erdbeschr.
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