1867 -
Frankfurt a.M.
: Jaeger
- Autor: Lüben, August, Cassian, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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§ 67.
Das Kaiserthum Frankreich,
9850'/- Q.-M. und 37'/r Milt. Einwohner,
von dessen Tief- und Hochland schon oben S. 26, und von dessen Flüssen
und Kanälen S. 48, 49 und 53 die Rede war, ist nicht auf seine Besitzungen
in Europa beschränkt, sondern hat auch Colonieen in Asien, Afrika, Amerika
und Australien. Die außereuropäischen Besitzungen Frankreichs belaufen sich
auf 8,329 Q.-M. mit 4 Mill. E., und sind in kurzer Uebersicht folgende:
1) in Australien (nur Protectionsgebiet): die Marquesas-Inseln, Ge-
sellschafts-Inseln und Neu-Caledonien;
2) in Amerika: die Antillen Martinique, Guadeloupe und Dependenzien;
das französische Guyana mit der Insel Cayenne; die Inseln St.
Pierre und Miguelon in der Nähe Neu-Foundlands;
3) in Asien: das Gouvernement Pondichery in Vorderindien;
4) in Afrika: das Gouvernement Algerien, Senegal und Bourbon im
indischen Ocean. ,
Die Ausdehnung des europäischen Frankreichs von Norden nach Süden
und Westen nach Osten macht es leicht begreiflich, daß die Erzeugnisse des
Bodens in verschiedenen Lagen verschieden sein müssen. Oliven, Orangen,
Citronen, Maulbeeren, Kastanien und süßer Wein finden sich im Süden; in
den nördlichen Provinzen beschäftigt man sich vorzugsweise mit dem Bau
von Getreide, Flachs, Hanf, Obst, Wein, Tabak, Runkelrüben rc. Im All-
gemeinen könnte die vom Klima begünstigte Landwirthschaft in Frankreich
auf einer höheren Stufe stehen. Der Ertrag an Körnerfrüchten, insbeson-
dere an Weizen, genügt nicht nur den Bedürfnissen des Landes, sondern
läßt auch die Ausfuhr derselben zu. Der Weinbau ist in vielen französischen
Provinzen der Hauptertrag der landwirthschaftlichen Thätigkeit der Bewohner,
namentlich in der Champagne, in Burgund, in der Dauphine, in der Graf-
schaft Roussillon und an den Ufern der Gironde in der Umgebung von
Bordeaux. Die geringeren Sorten des französischen Weins werden entweder
im Lande consumirt oder zu Branntwein gemacht. Für die mittleren Ge-
genden des französischen Mittelgebirgslandes bildet die eßbare Kastanie einen
Hauptbestandtheil der täglichen Nahrung.
Die Viehzucht wird in Frankreich sehr vernachlässigt; man verläßt sich
auf den Reichthum und die Thätigkeit des Auslandes und kauft namentlich
in Belgien, Deutschland und der Schweiz Vieh aller Art und zu sehr hohen
Preisen ein. Dagegen ist der Betrieb der Flußfischerei in keinem Lande
Europa's so bedeutend, wie in Frankreich, und hier der Versuch gelungen,
die von Tag zu Tag abnehmende Menge von Fischen in den Flüssen mit
Hülfe der Kunst ins Unglaubliche zu vermehren.
Der Bergbau ist ebenfalls unbedeutend; Steinkohlen und Salz sind
allein in ausreichender Menge vorhanden, desgleichen auch Mineralquellen.
Eisen, Kupfer, Blei rc. muß vom Auslande bezogen werden.