1867 -
Frankfurt a.M.
: Jaeger
- Autor: Lüben, August, Cassian, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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eines Strauches geflochten wird. Sie leben von den scheußlichsten Dingen,
welche wir uns nur denken können: von Schlangen, Eidechsen, Ameisen,
Käfern, Heuschrecken re. Die Hottentotten stehen an geistiger Kraft den
Kasfern nach; sie wollen sich durchaus nicht geistig anstrengen, und arbeiten
ebenso ungern. Aber doch ist ihr Charakter gut; denn sie sind ehrlich, zärtlich
gegen ihre Kinder und voll Mitleid gegen Unglückliche.
Die Bildungsstufe der äthiopischen Race kann man schon aus ihrer
Religion abmessen (§ 50). Sie ist die tiefste Stufe des Heidenthums.
Die Neger haben kaum einen Begriff von einem lebendigen Gotte; sie denken
ihn sich zu entfernt und glauben, er habe die Welt verlassen und unzähligen
Geistern preisgegeben. Diese Geister (Fetische) beten sie unter allerlei Formen
an; auf die lächerlichste Weise machen sie Holz, Steine, Schlangen, Eidechsen,
Krokodile, Wasserfälle, Bäume, die Sonne, selbst verfertigte Götzen mit
Menschengestchtern, sogar den eignen Schatten re. zu Fetischen, welchen sie
auch Menschenopfer bringen, um ihren Zorn zu versöhnen. Ueberall verlangt
der Fetischdienst zahlreiche Menschenopfer, und veranlaßt die fürchterlichsten
Gräuelscenen. Die Neger haben einen eigentlichen Teufelsdienst; sie sind
in immerwährender Furcht, ein Zauberer möge sie etwa behexen. Darum
behängen sie sich mit Grigris, d. h. Zaubermitteln, und morden ohne Er-
barmen alle diejenigen, welche von den Zauberärzten als Urheber einer Be-
zauberung bezeichnet werden. Erst in neuester Zeit ist zu diesen unglück-
seligsten Duldern der Erde die Wohlthat des Christenthums gedrungen.
Unter den Hottentotten und Kasfern, in der Negerrepublik Liberia, in Freetown,
und an der Küste Zanguebar hat die Lehre des Weltheilandes bereits so
festen Fuß gefaßt, daß mit Zuversicht zu erwarten steht, es werde den
unausgesetzten Bemühungen europäischer und afrikanischer Missionäre in Kürze
gelingen, auch unter den unglücklichen Völkern im Innern von Afrika die
beglückende Iesu-Religion*) zu verbreiten. Bemerkenswerth ist es, daß nicht
nur in Habesch, sondern auch im Neger-reich Mandara das Christenthum sich
erhalten hat. Bei Moru, der Hauptstadt von Mandara in Bornu, hat man
eine Anzahl Christendörfer aufgefunden und sogar ein christliches Volk, die
Gouber, angetroffen, welche Kirchen mit Glocken, alte Bibeln und Religions-
bücher besitzen, und in jene Gegenden eingewandert zu sein vorgeben, als
die christlichen Kopten Aegyptens zier Zeit der arabischen Einfälle aus ihren
heimathlichen Sitzen vertrieben wurden.
Sowie ganz Nordafrika sich dem Islam zugewendet hat, so ist es auch
der Thäthigkeit muhamedanischer Missionäre gelungen, viele Negerftämme der
Lehre „des Propheten" zuzuwenden, welche der Sinnlichkeit der Reger mehr
zusagt, als das Christenthum. Wenn aber schon der Islam eine unter
Aethiopern seltene Bildung hervorzurufen vermocht hat, um wie viel mehr
dürfen wix unsere Hoffnungen auf eine spätere Kultur der Negervölker
richten, wenn die Lehre Jesu bei ihnen bleibenden Eingang gefunden haben
wir. Zahlreich sind in der Berberei die Juden; und obwohl verachtet und
schmählich unterdrückt, haben sie doch großen Reichthum und Einfluß erlangt.
Ihre Zahl wird auf 6 — 700,000 geschätzt.
') Die Bibel ist bereits in verschiedene Negersprachen übersetzt worden.