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1. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 365

1867 - Frankfurt a.M. : Jaeger
365 5) In den ©erbitteren von Quito (0°) ist die Schneelinie 1200' tiefer, als in den Anden von Bolivia (16o S. 33.); jene liegen näher am Meere, diese landeinwärts. Wo eine Anzahl von Bergen eine Hochebene umstehen, welche über die Schneelinie hinausragt, da wird dieselbe durch Niederschläge und Stürme mit mächtigen Schneelagern angefüllt, deren Massen sich gegen die Berg- wände lehnen, während die Mitte sich vertieft, wodurch das Ganze eine muldenartige Gestalt erhält. Solche Schneeansammler heißen Firnmulden. Wie in großen Höhen, so verwandelt sich auch in den Firnmulden in Folge vorübergehender Schmelzung durch die Sonnenstrahlen der Schnee in Eis. Durch wiederholtes Schmelzen und Gefrieren verlieren die Eiskrystatte die feinen Ecken und Spitzen, das anhängende Wasser gefriert zu Körnern, die an vielen Punkten zusammensintern. Dieser körnige, zwischen Schnee und Eis schwankende Zustand charakterisirt das eigenthümliche Wesen des Firn- schnccs (Firns), der von oben nach unten 4 Stufen durchläuft, vom feinen Hochfirn in der Höhe durch den grobkörnigen Tieffirn in den Mulden bis zu den ganz verschmolzenen Körnern des Firneises, das tiefer den Ueber- gang bildet zum Gletschereis. Da der Firnschnee von Staubtheilchen ver- unreinigt wird, so ist er nie so blendend weiß wie der Hochschnee. Dieselben Ursachen, welche den Firn erzeugen, bringen in ihrer Ent- wickelung auch das eigentliche Gletschereis hervor, welches sich von dem gewöhnlichen Eise theils durch kleine, ganz umschlossene Luftbläschen, theils durch ein Gewebe feiner Absonderungen und Kanäle unterscheidet, welches unregelmäßig die Eismasse durchzieht und die Durchtränkung derselben mit Wasser gestattet. Sind die Luftbläschen zahlreich und die Absonderungen leer von Wasser, so erscheint das Eis matt und weiß (weißes Eis), sind dagegen die Bläschen seltener und die Absonderungen mit Wasser erfüllt, so erscheint die Masse durchscheinend und dunkler (blaues Eis). Man kann sich ein Bild von einem Gletscher machen, wenn man sich vorstellt, daß ein hochgeschwollener Strom plötzlich zu Eis gefriert. Wie der Strom, so schmiegt auch der Gletscher seine Form an alle Unregel- mäßigkeiten des Thalbettes an, und besitzt die Fähigkeit, sich mit anderm Eise zu verschmelzen, so daß getrennte Gletscherzweige sich in einen Stamm vereinigen. Beide Erscheinungen deuten offenbar auf eine, wenn auch lang- same Bewegung der Gletschertheile. Dasselbe deuten auch die Spalten an, welche bei zu starker Spannung der Eismasse mit lautem Gekrach entweder augenblicklich entstehen oder mehrere Tage dazu gebrauchen. Die meisten Gletscherspalten entstehen an Stufen und Biegungen des Thalbettes, an denen das Eis vorübergeht. Warme Monate scheinen der Spaltenbildung günstig zu sein, weil alsdann der Gletscher mehr durchtränkt und dadurch beweglicher wird. Die einzelnen Gletschertheile bewegen sich also und somit der ganze Gletscher. Seine Bewegung, die weder bei Tag noch bei Nacht, weder im Sommer noch im Winter stille steht, gleicht einem beständigen langsameil Fließen, welches im Frühling und in warmen Sommertagen am stärksten ist, weil dann die Wärme vermittels des Wassers, das sie erzeugt, wirkt. Das langsame Fließen der Gletscher thalabwärts befreit die Firnmulden von ihrer Schneemasse, die, indem sie sich allmählich in Eis verwandelt, durch die Gletscherbewegung in Tiefen geführt wird, wo
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