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1. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 366

1867 - Frankfurt a.M. : Jaeger
366 sie durch die Wärme der Sonne, der umgebenden Luft und des oberflächlich über den Gletscher fließenden Wassers aufgelöst und als Gletscherbach den tiefern Thälern zugesührt wird. Die Gletscher sind verschieden groß und mächtig. Es giebt einige, welche viele Stunden im Umfang haben und eine Dicke von 100 — 450' erreichen. An ihrem unteren Ende, welches an die Waldregion hinabreicht, sind sie in der Regel dreimal schmäler als an ihrem oberen, und brechen ziemlich steil mit einer Endfläche ab, an deren Fuß die trichterförmige Eishöhle liegt, aus welcher lltr Gletscherbach das aus der Schmelzung des ganzen Gletschers entstandene Wasser wegführt. Dieses Gletscherthor hängt rückwärts mit Höhlen Zusammen, die sie oft weit unter dem Glet- scher hinziehen und das Werk warmer Luftströmungen, vorzugsweise aber das durch die Gletscherspalten herabrinnenden Wassers sind. Das nackte Gebirge in der Höhe ist durch Wasser und Frost. Wind und Regen, Sonne und Lust der Verwitterung ausgesetzt, und diese ist grade in der Zone der Schneegrenze am bedeutendsten. Durch diesen Prozeß lösen sich Felstrümmer los, und solche Anhäufungen von Steinen, welche sich von den Felswänden des Gletscherthales loslösten, finden sich darum aus beinahe allen Gletschern. Sie heißen Morainen, und zwar unterscheidet man Seitenmorainen (Gandecken), Mittelmoraineu, (Gusferlinien) und Eud- moraiuen. Die Seitenmorainen begleiten die beiden Seiten des Gletschers als lauge Schuttwälle, in welchen die Felstrümmer sowohl in Hinsicht aus Größe, als auf Beschaffenheit der Bestandtheile völlig ordnungslos durch einander liegen. Dasselbe gilt auch von den Endmorainen, welche gewöhnlich bogenförmig das untere Gletschereude umgeben und aus sämmtlichen Trümmern, mächtigen Felsblöcken, Steinen, Sand oder Erde bestehen, die der Gletscher unterwegs auffängt und aus seinem Rücken an seinen Eudabfall führt. Vor manchen Gletschern liegen mehrere Morainen hinter einander; sie bezeichnen die Größe ihres Vorrückens zu verschiedenen Zeiten. Die beim Rückzug des Gletschers hinter der Endmoraiue frei werdende Fläche heißt Gletscher- boden. Die Mittelmoraineu steigen bald als hohe Dämme, bald nur als eine Reihe einzelner Steine über die ganze Länge des Gletschers hinab. Es sind auf vielen Gletschern 3, 4 bis 8, von denen eine jede an einem Felsvorsprung beginnt, der zwei Gletscherzuflüssen zur Trennung dient. Sie bestehen also aus der in die Mitte genommenen und durch das stete Vorrücken des Gletschers nach einer Linie ausgezogenen Vereinigung der Seitenmorainen beider Gletscherzuflüsse. Wenn man die ungeheure Eislast des Gletschers und seine thalwärts gerichtete Bewegung bedenkt, so wird man es erklärlich finden, daß die Felswände unter oder neben ihm glatt geschliffen werden. Die festgefornen Steine und Quarzsandkörner bewegen sich mit dem Gletscher fort und schleifen und poliren, wie eine gewaltige Druckfeile, die Felsen. An diesen Glerscherschliffen nimmt man parallele Kritze und Furchen in der Richtung des fortgeschobenen Gletschereises wahr, welche bei andern Felsstücken, namentlich bei den durch Wasser abgerundeten, niemals vorkommen. Unter allen Gletschern finden sich solche Schlifsflächen; man trifft sie aber auch an vielen Felsen, die jetzt weit von den Gletschern entfernt liegen. Sie sind ein umumstößlicher Beweis, daß vor Zeiten Gletscher ins Thal sich
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