1867 -
Münster
: Theissing
- Autor: Meurer, Hubert
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Zweiter Abschnitt.
endlich, welches zum Theil jenseits des Polarkreises liegt und gegen Süden
durch einen Gebirgswall abgeschlossen ist, herrscht ein langer, strenger Winter
neben einem kurzen, aber heißen Sommer.
Die Produkte entsprechen diesen klimatischen Verhältnissen. Während
der Norden (das nördliche Sibirien) reich an Pelzthieren und wildem Geflü-
gel, arm dagegen an vegetabilischem Leben ist, dann in den tiefer gelegenen
Ländern mehr nach Süden Getreide und Waldbäume in Fülle vorhanden
sind, erstirbt in den sonst unter glücklichem Himmelsstriche gelegenen, aber
von Gluthwinden durchzogenen, genügender Bewässerung entbehrenden Step-
pen des östlichen Hochasien (sie haben theilwelse so ziemlich dieselbe Breite
mit dem südlichen Italien) jedes Pflanzeuleben, nur die mehr geschützten
und besser bewässerten Randgebirge bringen am südlichen Abhänge noch in
einer Höhe von 12—14,000' Getreide zur Reife und die mit gutem Pelze
versehenen Hausthiere überdauern den harten Winter. In den südlich gele-
genen Tiefebenen, wie auf den ostindischen Inseln ist überall, wo eine reich-
liche Bewässerung und ein warmes Klima den herrlichen Fruchtboden unter-
stützen z. B. im untern Bengalen, die Fruchtbarkeit sehr groß und fördert
die Pflanzen dieser Gegenden, wie Reis, Baumwolle, Zuckerrohr, auch Ba-
nanen, den Brotfruchtbaum, Palmen, viele Arten Gewürze rc., daß sie nicht
bloß in großer Masse zur Reife kommen, sondern auch, wie die riesenhaften
Farren und Gräser (das Bambusrohr) beweisen, eine bedeutende Größe
gewinnen. An den feuchten Küsten dehuen sich Urwälder mit den edelsten
Holzarten, als Eben-, Sandel-, Acajon-, Tekholz aus, in welchen die größ-
ten und wildesten Gattungen von Thieren, wie Elephanten, Tiger, Löwen,
Panther, das Krokodil, giftige Schlangen rc. ihre Heimath haben. — Die
mittlern Berg- und Terrassenlandschaften, denen es meist an Bewässerung
nicht fehlt, zeichnen sich durch ein gesundes, gleichmäßiges Klima, das gleich-
sam einen ewigen Frühling verwirklicht, und durch große Fruchtbarkeit aus.
Afrika liegt seinem bei weitem größten Theile nach in der heißen
Zone, und da die ausgedehnten Ländergebiete im Innern weder durch
das Meer, noch durch zahlreiche Seen und Flüsse abgekühlt werden, da
vielmehr die hohe Temperatur durch die Wärmestrahlung auf den weiten
Ebenen, welche ohne alle Vegetation sind, noch bedeutend erhöht wird,
so steigt die Hitze in diesen Gegenden so außerordentlich, daß die mitt-
lere Temperatur daselbst auf 29%0 angegeben wird. Der schroffe Ge-
gensatz einer solchen Hitze zu einer sehr empfindlichen Kälte, welche Nachts
eintrittt, ist der Gesundheit sehr gefährlich. Die Küsten-, so wie die höher
gelegenen Länder lassen natürlich auch hier die ihnen eigenthümlichen Erschei-
nungen wahrnehmen.
Afrika liegt in der Zone des Regens. Die Regenzeit, welche zwei
bis drei Monate dauert, fällt im Norden des Aequators zwischen Mai und
October, im Süden desselben zwischen October und Mai.