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1. Lehrbuch der Geographie - S. 358

1867 - Münster : Theissing
358 Erster Abschnitt. gen, im Hennegau, in Namur und zum Theil in Lüttich gesprochen wird, ist ein französisches Patois. Der Religion nach sind die Belgier Katholiken; die Zahl der Nicht- katholiken beträgt kaum 10,000 Seelen *). An der Spitze der katholischen Kirche stehen 1 Erzbischof (von Mecheln) und 5 Bischöfe (von Lüttich, Namur, Tournay, Brügge und Gent). Die Belgier sind ein thätiges und sehr regsames Volk, das die Leben- digkeit, Leichtigkeit, Feinheit und Munterkeit der Franzosen mit der Ruhe und Tiefe der Deutschen vielfach glücklich verbindet. Mit Fleiß und Emsig- keit nutzen sie die große Fruchtbarkeit ihres Bodens aus, so daß Ackerbau und Viehzucht in großer Blüte stehen; noch mehr aber haben die im Innern verborgenen Schätze ihren industriösen Sinn beschäftigt und die Gewerbthä- tigkeit und das Fabrikwesen in Belgien auf eine solche Höhe gehoben, daß es darin sogar mit England wetteifert. Spitzen, die in Mecheln und Brüs- sel, dann in Brügge, Gent und St. Tron, Tuche, die in Verviers und Lüt- tich, und Leinwand, die in Flandern, Brabant und dem Hennegau fabri- ciert werden, haben noch jetzt ihren alten Ruhm bewahrt. Außerdem sind die Baumwollenwaaren aus Gent, Brüssel rc., die Gewehre, Messerschmiede- waaren und Dampfmaschinen von Lüttich, Namur und Charleroi, die Gerbe- reien in Lüttich und Gent, ferner Fabriken in Porzellan und Fayence, in Papier, Gold- und Silberwaaren, in Teppichen rc. von größter Bedeutung. Aus dem Gesagten schon läßt sich entnehmen, wie lebhaft der Handel Bel- giens ist, obgleich es eigentlich keinen Seehandel hat. Die Ausfuhr in Eisen, Steinkohlen, Spitzen, Tuchen, Wollen- und Baumwollenstoff und Gar- nen, Spiegeln, Waffen, Glaswaaren rc. hat einen durchschnittlichen Werth von 133 Mill. Thalern, die Einfuhr an Baumwolle, Zucker, Kaffee, Tabak, Wein, Indigo und Kolonialwaaren aller Art reicht an 156 Mill. — Für Verkehrsmittel ist ausgezeichnet gesorgt, indem das ganze Königreich außer guten Kunststraßen und Benutzung der natürlichen Wasserwege von einem weit verzweigten, vortrefflich angelegten Netze von Eisenbahnen und Kanälen so durchzogen ist, daß alle Theile des Landes dadurch unter einander sowohl, als mit den Hauptstraßen des großen europäischen Verkehrs in Verbindung gesetzt sind. Durch alle diese Umstände ist es möglich, daß auf engem Raume so viele Menschen ihren Unterhalt finden können. Das Volksschulwesen hatte sich bis in die jüngste Zeit keiner beson- dern Unterstützung von Seiten des Staates zu erfreuen. Universitäten gibt es vier im Lande. Da die beiden Universitäten Gent und Lüttich we- gen ihrer freisinnigen, um nicht zu sagen unchristlichen Richtung bei den Gutgesinnten Mißtrauen erweckten, so wurde im Jahre 1835 vom Epi- skopate die alte, während der französischen Herrschaft aufgehobene Univer- sität Löwen wieder hergestellt; diese erfreut sich des meisten Zuspruchs, wie- wohl ihr gegenüber im I. 1840 eine neue und sehr unterstützte Universi- *) 1853 zählte man 7386 Protestanten und 1336 Juden.
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