1867 -
Münster
: Theissing
- Autor: Meurer, Hubert
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Erster Abschnitt.
und Erbrechte auf Galizien u. Lodomerien erworben worden waren. In den Jah-
ren 1141—1161 waren Deutsche in die Länder zwischen Maros und Aluta einge-
wandert. 1222 zwangen die unzufriedenen Magnaten den König Andreas Ii. zur
Ertheilung der goldenen Bulle und des Wahlrechts, welche beide erst 1687 auf dem
Reichstage zu Preßburg wieder aufgehoben wurden. Nach Andreas Iii. folgten
Herrscher aus verschiedenen Häusern, unter denen Ludwig I., d. Gr., der mächtigste
war; er hatte auch die Krone Polens auf sein Haupt gesetzt. Die Kriege mit den
Türken begannen am Ende des 14. Jahrh. (1392) und wähnen mit großer Heftig-
keit die folgenden Jahrhunderte hindurch bis 1699 und brachten viel Wehe über das
Land und seine Bewohner. Nachdem Ludwig Ii., welcher mit Maria, einer Enkelin
des Ka-scrs, vermählt war, in der Schlacht bei Mohacs gegen die Türken gefallen
war — unter seiner Regierung hatte sich auch die lutherische Lehre im Lande aus-
gebreitet — wurde im I. 1526 Erzherzog Ferdinand« von Oesterreich, der spätere
Kaiser Ferdinand I., zum König gewählt. Mit ihm ist Ungarn an das Haus Oe-
sterreich gekommen. Ferdinand und seine nächsten Nachfolger hatten mit den Tür-
ken noch schwere Kämpfe zu bestehen, auch drohten innere Wirren, die namentlich
durch das Eindringen der Reformation hervorgerufen wurden, wiederholt die Losrei»
ßung Ungarns vom österr. Hause, aber 1687 wurde vom Reichstage zu Preßburg
die Erblichkeit der Krone Ungarns im Hause Oesterreich ausgesprochen. Im österr.
Erbfolgekriege haben die Ungarn treu zur Kaiserin Maria Theresia gestanden und ih-
rem Hause die wesentlichsten Dienste geleistet; die Reformen Josephs Ii. brachten dage-
gen Währungen hervor, welche den Kaiser zum Widerruf nöthigten. Von der Zeit
an trat der Magharismus mit maßlosen Forderungen auf, der glimmende Funke
glühte fort, bis er 1848 zur hellen Flamme emporloderte. Eine offene Empörung,
deren Haupt L. Kossuth und deren Ziel Losreißung von Oesterreich und Errichtung
eines selbstständigen Magyareu-Staates war, mußte mit Waffengewalt niedergekämpft
werden. Gegenwärtig wird der Kampf auf einem andern Felde gekämpft; die Un-
garn haben Hoffnung, einen guten Theil ihrer Forderungen durchzusetzen.
Seit der Verbindung mit Oesterreich ist der Regent Oesterreichs zugleich Kö-
nig von Ungarn, vertreten durch einen Palatinus, welcher in der Regel zu Ofen
residirt. Ein Reichstag, bestehend aus der Magnatcntafel (Prälaten und hoher
Adel) und der Deputirtentasel, bestehend aus den Abgesandten des niedern Adels
und der so genannten königl. freien Städte, hatten auf Gesetzgebung und Besteurung
den größten Einfluß. Die Geschäftssprache war zumeist die lateinische, wenngleich
keineswegs ein klassisches Latein gesprochen wurde. — Der Titel „Apostolische
Majestät", welchen der Kaiser von Oesterreich als König von Ungarn führt, ist
vom h. Stephanus entlehnt, der wie ein Apostel im Lande umherzog, das Christen-
thum zu predigen.
Gegenwärtig steht Ungarn unter einem Militär- und Civil-Gouverneur
und zerfällt in 5 Distrikte: Preßburg, Kaschau, Groß-Wardeiu, Ofen-Pesth,
Oedenburg.
Ofen, Komorn, Munkacs, Szigeth, Leopoldstadt und Neuheusel sind
Festungen.
Ortschaften im Distrikt Preßburg: Preßburg (45,000 E.), an
der Donau, gewöhnliche Residenz des Fürsten Primas von Ungarn, Erzbischofs
von Gran, besitzt einen alten Dom, Fabriken und wichtigen Speditionshandel mit
Landesprodukten; in der goth. Martinskicche wurden gewöhnlich die Könige gekrönt,
nachdem sie auf dem nahen Königshügel das Stephansschwert nach allen vier Welt-