1867 -
Münster
: Theissing
- Autor: Meurer, Hubert
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Besondere Geographie von Europa.
Peter Hele erfand hier die Taschenuhren, anfangs „Nürnberger Eier" genannt;
neuerdings ist in Nürnberg ein „Germanisches Museum" errichtet. Erlangen
(13,000 E.) an der Regnitz, ist die Protest. Universität Baierns; das Erlanger Bier
ist berühmt. Der südlich gelegene Marktflecken Esch enb ach ist der Geburtsort
Wolframs v. Eschenbach, des Sängers des Parzival. Eichstädt an der Altmühl;
im Dom sind sehenswcrthe Gemälde und das Grabmal des h. Wilibald, in der auf
einem Felsen erbauten Walpurgiskirche die Gebeine seiner Schwester, der heiligen
Walpurgis, über dem Altare, in einer kleinen Felsenhöhle aus welcher zu gewissen
Zeiten das wohlthätige Walpurgisöl fließt; auf dem nahen Bergschlosfe Willibalds-
burg, wo früher die Bischöfe vou E. residirten, befindet sich ein 200 Klafter tiefer
Brunnen. Seit 1817 gehört E. der Herzogs. Familie Leuchtenberg. Dinkelsbühl
an der Wörnitz ist eine alte Reichsstadt, Rothenburg, in dessen Kirchen sehens-
werthe Glasmalereien sind, eine der ältesten Städte in Franken.
7. Schwaben*) und Neuburg bilden den südwestlichen Kreis, der seiner
Hauptmasse nach zwischen Iller und Lech gelegen ist. Nördlich der Donau be-
findet sich hier das sehr fruchtbare Ries, südlich, zwischen Lech und Wertach
das eben so fruchtbare, wie geschichtlich merkwürdige Lechfeld.
Hst. Augsburg (^uzu8ta Vindelicorum) (46,000 E.) an Lech und Wertach;
einst freie Reichsstadt und sehr reich und angesehen, ist die Stadt auch jetzt noch wich-
tig durch Handel und Fabriken; die Augsburger Gold- und Silberwaaren sind schon frü-
her erwähnt; außerdem aber gibt es hier Fabriken iu Baumwolle»-, Seiden-, Lein-
wand-, Eisen-, Blech- und Slahlwaaren, Gerbereien; auch Kunst und Wissenschaft sind
hochgeachtet. Bemerkenswerth sind der Dom mit seinen metallenen Tharflügeln, das
*) Schwaben, Suevia, ist das Land der Sueven im südwestlichen Deutsch-
land an Rhein, Neckar und Donau. Ursprünglich wohnten dieselben mit Burgun-
dern und Vandalen zwischen Weichsel und Oder und zu ihnen werden viele andere
Stämme, als Heruler und Rugier an der Ostsee, welche darum märe suevicum ge-
nannt wurde, Semnonen zwischen Oder und Elbe, Hermunduren in Thüringen,
Markomannen und Quaden in Böhmen und Mähren re. gerechnet. Bon den Go-
then, mit denen sie in beständiger Fehde lebten, nach Westen gedrängt verbreiteten sich
diele Völker über einen großen Theil Deutschlands bis an den Rhein und fielen zu-
gleich mit den von den Hunnen aus ihren Wohnsitzen an Wolga und Don nach
Westen gedrängten Avaren im I. 407 n. Chr. in Gallien ein, überzogen dasselbe
unter schrecklichen Verwüstungen bis ans atlant. Meer und die Pyrenäen, überstie-
gen auch diese und setzten sich in der pyrenäischen Halbinsel fest. Ein Theil der
Sueven war bei dieser Wanderung neben den Alemannen an Rhein, Neckar und
Donau zurückgeblieben, sie sind die Stammväter der heutigen Schwaben ge-
worden. Nach dem Siege des Frankeukönigs Clodwig bei Zülpich (im jetzigen
Reg.-Bezirk Köln) 496 kam das Land, jetzt gewöhnlich Alcmaunieu genannt, unter
die Herrschaft des Frankeukönigs, welcher es durch Herzoge verwalten ließ. Friedrich
von Hohenstaufen machte das Herzogthum, seit der fränkischen Herrschaft Schwaben
genannt, rn seiner Familie erblich (1094); seit 1125 war auch das Herzogthum Fran-
ken damit verbunden. Als das--Haus der Hohenstaufen 1268 mit Conradin aus-
ftarb, fiel das Herzogthum an das Reich und wurde durch Landvögte verwaltet. Im
Mittelalter war Schwaben in viele Gaue getheilt, wovon die Namen Breisgau, Al-
gau rc. übrig geblieben sind.