1867 -
Münster
: Theissing
- Autor: Meurer, Hubert
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Besondere Geographie von Europa.
sträßer und Seewein sind bekannt —, auch viel Holz, Obst (des. Kirschen) und
Färbepslanzen. Das Mineralreich liefert Eisen, auch ein wenig Gold* *),
Silber, Blei, Kupfer und Salz. — Neben der Viehzucht sind Bienenzucht
und Fischerei nicht unbedeutend.
Industrie und Handel sind blühend. Neben Baumwoll- und Lei-
nenweberei ist die Verfertigung der s. g. Schwarzwälder Uhren, dann der Bi-
jouterie-Waaren, Strohgeflechte u. a. sehr ausgedehnt. Der Handel wird
durch die Lage an schiffbaren Flüssen, durch Eisenbahnen und Kunststraßen
sehr gefördert.
Die Bewohner Badens sind vorwiegend alemannischen, von der Murg
ostwärts fränkischen, und am Bodensee schwäbischen Stammes. Zwei Drittel
derselben sind Katholiken unter dem Erzbischöfe von Freiburg, die übrigen
mit Ausnahme von 25,000 Juden und wenigen Mennoniten sind Protestan-
ten. An Bildungsanstalten hat Baden keinen Mangel; das Land hat zwei
Universitäten**), eine polytechnische Schule, Lyceen, Gymnasien rc. eine ent-
sprechende Anzahl Volksschulen, auch Bibliotheken Museen, Cabinette aller
Art; leider macht zum größten Schaden des Landes in vielen dieser Anstal-
ten ein Geist sich geltend, welcher dem christlichen entgegenwirkt und darum
insbesondere gegen die katholische Kirche mit allen möglichen Waffen zu
Felde zieht.
Geschichtl. Der Stammvarer des in Baden regierenden Hauses war Ber-
thold, welcher das Schloß Zähringen, dessen Rainen auf einem Berge eine Stunde
von Freiburg noch sichtbar sind, erbaute. Die Zähringer nahmen später den Na-
men „Markgrafen von Baden" an; ihre in Schwaben, Helvetien und Burgund zer-
streuten Güter wurden durch mehrfache Eibtheilungen sehr zersplittert, bis Mark-
graf Christoph sie alle wieder vereinigte. Seine Söhne wurden die Stifter der bei-
den Linien Baden-Baden und Baden-Durlach. Erst 1771 vereinigten sich
diese beiden Linien wieder unter dem Markgrafen Karl Friedrich, welcher bis lsll
regierte und als ein wahres Regenrenmuster gepriesen wird. Seit dem Lüueviller
Frieden hat sich Baden, welches damals erst 60 Ihm. groß war, beständig erweitert,
bis es endlich die gegenwärtige Ausdehnung erlangt hat; der Regent, welcher
1803 die Kurwürde annahm, vertauschte dieselbe nach dem Preßburger Frieden mit
dem großherzoglichen Titel. 1815 trat Baden, welches bis nach der Schlacht von
Leipzig dem Rheinbünde angehörte, dem „deutschen Bunde" bei. Die Revolution
von 1849 hat viel Weh über das Land gebracht.
Baden i|t eine constitutionelle Monarchie, an deren Spitze der
Großherzog steht; ihm zur Seite stehen 2 Kammern.
Gewöhnlich theilt man das Land in 4 Kreise, nämlich den Mittel-,
Ober- und Unter-Rhein und den Seekreis.
1. Der Mittel-Rheinkreis. Hst. Karlsruhe (28,000 E.), Residenz,
2 Stunden vom Rhein; die Stadt ist erst im 18. Jahrh, erbaut. Vom Schlosse
’ >
*) Waschgold aus dem Rhein. Die aus demselben früher geprägten Duka-
ten trugen die Umschrift: „8ie krüzeut lltora Rheni".
**) Welche?