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1. Lehrbuch der Geographie - S. 539

1867 - Münster : Theissing
539 Besondere Geographie von Europa. brich I. König von Preußen; am Tage vorher hatte er den „schwarzen Adler« orben" gestiftet. Nachdem Neufchatel und andere kleine Gebiete erworben waren, hatte bei Friedrichs Tode Preußen einen Flächeninhalt von 2060 Um. Ihm folgte Friedrich Wilhelm I. (1713—1740), welcher durch die Schroffheit und Eigen- thümlichkeit seines Wesens, seinen harten, unbeugsamen Willen, seine Strenge gegm Beamte, gegen seine Soldaten, selbst gegen seine Familie, durch seine übertriebene Sparsamkeit und Einfachheit, seine Vorliebe für das Militair, insbesondere seine große Garde, und anderseits durch seine Verachtung der Wissenschaft und höherer geistiger Intelligenz eine gewisse Berühmtheit erlangt hat. Kriege führte er nicht, doch wurde unter seiner Regierung der Umfang des Reiches bis auf 2200 Ihm. vergrößert, indem er Vorpommern nebst den Inseln Usedom und Wollin 1718 im Frieden zu Stockholm, welcher den nordischen Krieg beendigte, erwarb. Was aber das Wich- tigste war, er hinterließ seinem Sohne das Reich fest begründet und gut geordnet, ein wohl disciplinirtes Heer und daneben einen gut gefüllten Schatz von mehr als 9 Mill. Thalern. — Friedrich Ii. erwarb in den schlesischen Kriegen, wovon der dritte, der s. g. 7jähr. Krieg (1756—63), durch den Hubertsburger Frie- den (15. Febr. 1763) beendigt wurde, Schlesien, und später Oftfrießland. Nachdem dieser Ländererwerb, wodurch das Königreich um etwa 1000 s^M vergrö- ßert worden war, und insbesondere die glückliche Beendigung des 7jähr. Krieges, in welchem Preußen mit erfolgreichem Muthe um seine Existenz gegen eine weit über- legene Macht gekämpft, Preußen in die Reihe der Hauptmächte Europas erhoben hatten, ließ Friedrich es sich zur Sorge gereichen, die Wunden des Krieges zu hei, len, den Wohlstand zu heben und dadurch das Land im Innern und nach Außen zu kräftigen. Industrie, Ackerbau, Gewerbe, Handel und Schifffahrt, kurz alle mate- riellen Jntereffen des Landes und des Volkes waren Gegenstände seiner aufmerk- samen Sorge, er erhöhte die Staatseinkünfte, vergrößerte das Heer und sorgte für eine gute Rechtspflege. Durch die erste Theilung Polens (1772) wurde dann Pol. nisch.preußen oder Westpreußen und ein Stück von Großpolen bis an die Netze mit Ausnahme der Städte Thorn und Danzig erworben. Bei seinem Tode (16. August 1786) hinterließ Friedrich Ii., ein Reich von 3600 sum. mit 6 Millronen Einwohnern. Den Thron erbte seines Bruders Sohn als Friedrich Wilhelm Ii. (1786—1797), unter welchem Preußen in der zweiten und dritten Theilung Po- lens neuen Länderzuwachs erhielt, auch die Fürstenthümer Ansbach und Bai- reuth erwarb. Als Friedrich Wilhelm H. 1797 starb, enthielt sein Land 5200 Um. mit 8 Millionen Einwohnern. Ihm folgte sein Sohn Friedrich Wil- helm Iii., der als ein vortrefflicher Herrscher und wahrer Landesvater geschil- dert wird, während man den seltenen Verstand und hohen Seelenadel seiner Ge- mahlin Louise, einer Tochter des Großherzogs von Mecklenburg-Strelitz, nicht ge- nug zu rühmen weiß. Unter seiner Regierung erlebte Deutschland die Schrecknisse der französischen Kriege. Auch Preußen erfuhr dieselben in hervorragender Weise. Nach dem ersten Kriege gegen Napoleon während der Jahre 1806 und 1807 ward Preußen zu dem unglücklichen Frieden von Tilsit (9. Juli 1807) gezwungen, worin es alles Land im W. der Elbe an Napoleon abtreten, die polnischen Gebiete herausgeben, 140 Mill. Thaler Kriegskosten zahlen mußte und nur 42,000 M. ste- hende Truppen zu halten sich verpflichtete. Es folgte nun für Preußen eine schwere Zeit. Vortrefflicher Länder beraubt sah es seinen Handel gesperrt, seine Lebensquel- leu verstopft, die Lebensbedürfnisse ungeheuer im Preise gestiegen, und doch sollte die ungeheure Summe an Kriegskosten gezahlt werden. Bis 1813 dauerte der Druck fort.
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