1867 -
Münster
: Theissing
- Autor: Meurer, Hubert
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Besondere Geographie von Afrika.
Valdivia Chile mit Ausnahme des Landes der Araucaner, welche durch einen
1665 geschlossenen Frieden ihre Unabhängigkeit erhielten. Chile schloß sich 1810
den Unabhängigkeitsbestrebungen der Nachbarländer an, aber erst 1818 gelang
es mit Hülfe eines aus Buenos-Ayres über die Anden gekommenen Heeres,
die Spanier zu vertreiben; erst 1826 verließen dieselben auch die Chiloö-Jnseln.
Chile ist ein schmales Küstenland, 4—40 M. breit, mit einer Küsten-
strecke von über 500 M. Im nördlichen Theile drängen die Anden sich ganz
an die Küste; hier ist das Land dürre und unfruchtbar. Südlicher aber, wo
das Gebirge die Küste verläßt und reichliche Wasser den Boden befeuchten, ist
die Fruchtbarkeit sehr groß. Eine Reihe von Vulkanen zieht sich die Küste
hinunter (vgl. S. 758. b.). Verschiedene Pässe führen in die angrenzenden La
Plata-Staaten. Das Klima Chile's ist gesund und äußerst milde; in den
Thälern herrscht ewiger Frühling und nicht mit Unrecht hat man Chile das
süd-amerikanische Italien genannt. Im südlichen Theile sind die Sommer
schön, aber die Winter kalt und regenreich. Orkane und Erdbeben sind häufig.
— Südfrüchte gedeihen nur mehr im Norden. Europäisches Getreide, Obst,
Hülsenfrüchte, Tabak, große Erdbeeren rc., ferner viel Gold, Silber, Kupfer
und andere Metalle, Edelsteine, Vitriol rc. und endlich eine große Anzahl
Rinder, geschätzte Pferde, Vicunna's. Lama's rc. machen die Haupt-Pro-
dukte des Landes aus. — Chile ist auch reich an kalten und warmen Mi-
neralquellen. — Die Bewohner, wovon drei Fünftel Indianer sind, beschäf-
tigen sich mit Land-, Wein-, Bergbau und Viehzucht und treiben einen leb-
haften, durch Lage und gute Häfen sehr begünstigten Handel. — Herrschende
Kirche ist die katholische, an deren Spitze steht der Erzbischof von St. Jago
nebst mehreren Bischöfen.
Die Staatsangelegenheiten werden von einem auf 5 Jahre gewählten
Präsidenten geleitet. Ihm zur Seite hat der Congreß, aus einer Kammer
von Senatoren und einer Kammer von Deputirten bestehend, die gesetzgebende
Gewalt. Chile hat seit seiner Unabhängigkeits-Erklärung meistens im Innern
Ruhe gehabt, weshalb es sich besser hat entwickeln können, als irgend einer
der übrigen südamerikanischen Staaten.
Hst. St. Jago (gegen 100,000 E.), vom Maypu durchflossen, liegt am Fuße
der Anden, etwa 20 M. vom Meere, von üppigen Gärten umgeben. Eine Eisen,
bahn verbindet die Stadt mit Valparaiso und andern Punkten; sie hat eine Univer-
sität. Valparaiso (70,000 E.) am Meere, Haupthandelsplatz Chile's, besitzt einen
guten Hafen. Die Stadt nimmt einen schmalen Raum zwischen dem Ocean und den
denselben in einem Halbkreise umgebenden gegen 2000' h. Bergen, welche mit Villen
gekrönt sind, ein. Oben von den Bergen genießt man eine überraschende Aussicht
auf den Ocean einerseits, und anderseits auf die vom Schneekegel des Aconcagua
überragte Cordillère. Valparaiso hat einen großen, sichern Hafen und ausgedehnten,
meist von Ausländern, auch Deutschen, betriebenen Seehandel. La Serena (12,000
E.) mit einer schönen Kathedrale, und der nahe Hafenplatz Coquimbo treiben
Handel. Conception (12,000 E.), welches 1751 und später 1835 durch Erdbeben
fast gänzlich zerstört wurde, führt über die nahe Hafenstadt Talcahuano, womit
es durch Eisenbahn verbunden ist, Weizen, Wein und Steinkohlen aus.
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