1837 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Dittenberger, Theophor Friedrich, Nägele, Franz Karl
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Natürliche Geographie.
raste aber hie und da der Gesundheit nachtheilig; der Winter
hingegen ist milde und kurz. Der Nordwestwind Mistral ist oft
sehr verderblich. — In der Mitte des Landes ist das Clima sehr
angenehm, — im Norden aber oft rauh, voll Nebel, und dicke
oder feuchte Luft, wie im nördlichen Deutschland.
§. 5. Produkte. — Frankreich, grvßtenthcils trefflich an-
gebaut und sehr fruchtbar, hat einen großen Reichthum von
Produkten und einige im Uebersiuß, Die wichtigsten sind:
a. Aus dem Thicrrci ch e: Pferde, gering und nur besser
im Norden; Esel und Maulesel im Süden; Rindvieh im Osten
und bedeutende Schafzucht (35 Millionen), Ziegen, Schweine,
wenig Wild, aber Baren, Wolfe, Murmelthiere in den
Alpen, Federvieh in Menge, Seidenwürmer, wenig Bie-
nen, mehr Fluß- als Seefische, Korallen und Austern; letztere
vorzüglich am Kanal.
d. Aus dem Pflanzenrciche '5 Getraide aller Art hin-
reichend; Wein überflüssig und vorzügliche Gattungen, z. B.
Bordeaux, Muscat de Lünel, Frontignan, Rivesaltes, Hermitage,
Burgunder, Champagner, Mcdoc, Pontac rc.; die gewöhnlichen
Weine heißen Franzweine-; Rosinen, Südfrüchte und Oliven
(daher das Prvvenzeröl) im Süden; vorzügliche Gemüse und
Gartengewächse, Obst treffliche Sorten und in großer Menge;
Kastanien, Korkbäume, Süßholz, Blumenzucht im Süden;
Nußbäume, große Buchsbäume; Holz aber mangelt an vielen
Orten; Krapp, Safran, Taback, Kapern :c.
. c. Aus dem Mineralreiche: Viel Eisen, etwas Kup-
fer und Blei, wenig Silber und Gold, Alaun, Salpeter, viel
Steinkohlen, Torf, Erd- und-Stcinartcn (besonders Sma-
ragden, Jaspis und Feuersteine); See salz aus Salzteichen
an den -Küsten und Quellsalz im Ueberfluß. Auch an 600
Mineralquellen und Bäder.
§. 6. Einwohner. — Die alten Einwohner dieses Landes
waren die Gallier, zum celtischen Volksstamme gehörig, unter
welchen sich in der Folge viele Römer, und später auch viele
Germanen, z. B. Franken, Gothen, Burgunder und Normän-
ner angesiedelt haben. Aus dieser, im Laufe der Zeit erfolgten
Vermischung entstand die französische Nation.
Die französische Sprache hat sich nach und nach aus den
früheren Sprachen der verschiedenen Volksstämme gebildet, wird
aber, weil das Römische darin vorherrscht, als Tochter spräche
des Lateinischen angesehen, und hat verschiedene Dialekte,
z. B. den g a s c o g n i sch c n und p r o v e n z a l i sch e n (das Pa-
tois) rc. Im Nordwesten wird die kymerische Sprache, welche
von den alten Celten abstammt, und au den Westpyrenäen, wie
in Spanien, die baskische Sprache gesprochen, welche von den
alten Jberiern herrührt.
Die meisten Franzosen sind lebhafter und beweglicher, als
alle Nationen Enropa's, rasch in ihren Handlungen, munter,