1820 -
Altona
: Hammerich
- Autor: Zachariä, August
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Privatunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Oestreichische Staaten außerhalb Deutschland. 305
regni ist der Erzbischof von Gran, und erster Magnat der
Palatinu8 regni, der Stellvertreter des Königs. Reichstage
sollen alle 3 Jahre vom Könige ausgeschrieben werden.
Der Boden ist in dem südlichen Theile, wo das Land eben
ist, sehr fruchtbar; hin und wieder gibt es aber auch große
Moräste, und die Luft ist wärmer und ungesunder, als in den
nördlichen, sehr gebirgigten Gegenden. Das große k a r p a -
thische Gebirge zieht sich von der Gränze Deutschlands
zwischen Ungarn und Galizien um Siebenbürgen herum bis
zur Donau herab; einige kleine Aeste desselben dringen tiefer
ins Land. Merkwürdig ist die über 50 Klafter tiefe Höhle bey
Scelicze, in der die Warme des Jahrs in dem Grade zunimmt,
wie sie über der Oberfläche abnimmt, und umgekehrt, so daß
im warmen Sommer in der Tiefe sich große Eissäulen bilden,
die von den Landleuten zur Abkühlung der Getränke benutzt
werden, und im Herbst ganze Schwärme von Insecten und
Vögeln hier einen Zufluchtsort suchen gegen die Kälte. Auch
von Unteröstreich ziehen Gebirge, eine Fortsetzung der Alpen,
in Ungarn hinein. Von Flüssen ist der ansehnlichste die
Donau, welche ihren Weg durch Ungarn nach der türkischen
Gränze und dem schwarzen Meere fortsetzt, und von der linken
Seite die Morawa, die Theiß u.m.a., von der rechten
die Raab, Drau und Sau, die insgesammt aus Oest-
reich kommen, aufnimmt. Der größte Landsee ist der P l a tt
tensee.
Zu den Fabriken liefern die reichen Bergwerke die be-
deutendsten Materialien. Außerdem wird grobes Tuck, grobe
Leinwand, Leder und Rauchwerk verfertigt; es gibt Glashüt-
ten, Pulvermühlen, Seife- und Salpetersiedereien; Schet-
dewasser, Vitriolöhl und Pottasche wird in Menge bereltet.
Doch sind die wenigsten Fabriken von solchem Umfange, daß
sie viel ins Ausland versenden könnten. Die Ausfuhr besteht
daher hauptsächlich in den natürlichen Erzeugnissen, in Vieh,
Wein, Talg, Wachs, Getreide, Häuten und Leder. Dage-
gen bedarf Ungarn der Einfuhr von Kolonial- und man-
cherlei Manufacturwaaren, Seide, Oehl u. s. w.
Die Einwohner sind von verschiedener Herkunft theils
eigentliche Ungarn, welche scythischen Ursprungs sind, theils
slavischer Abkunft, die Kroaten, Raitzen oder Servier,, theils
Deutsche, theils Wallachen. Eben so viele Hauptsprachen
werden hier geredet. Außerdem ist die lateinische Sprache im
Gericht und auch im gemeinen Leben sehr im Gebrauch. Auch
gibt es viele tausend Juden und Zigeuner, ein aus Hin-
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