1834 -
Königsberg
: Bornträger
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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A sien.
Nöthige unentgeldlich, auch alles, was sie zur Ausbesserung des
Schiffes gebrauchten; ja man brachte ihnen selbst Proben von
Holz, Blech, Nägeln u. s. w., um das Brauchbarste auszuwäh-
len. Darüber wunderten sich die Japaner sehr, daß der russische
Kaiser unter den Brief an ihren Kaiser seinen Namen selbst ge-
schrieben habe; denn der ihrige thue das nie. Auch werde der
Name ihres Kaisers, so lange er lebe, als ein Staatsgeheimniß
betrachtet, und erst nach seinem Tode erführe man denselben.
Eine unbeschreibliche Menge von Spatzierfahrzeugen und kleinen
Booten, meist mit Frauen von Stande angefüllt, kamen täglich
bei schönem Wetter, um das russische Schiff anzugaffen. Manche
hatten Fernröhre, durch welche sie der Reihe nach sahen. Deut-
lich unterschied man die verheirathcten Frauen an ihren schwar-
zen Zähnen; denn bei der Hochzeit muß jede die Zähne schwarz
färben, was sich nie wieder verliert. Als der russische Gesandte
unpäßlich war, ließ der japanische Gouverneur wiederholt sein
großes Bedauern bezeugen, und sogar den Beistand der japani-
schen Aerzte anbieten. Bei ihren Besuchen auf dem Schiffe
forschten die Japaner genau nach allem Wiffenswürdigen, be-
trachteten den Globus mit Aufmerksamkeit, und ließen sich gern
belehren. Als der Gesandte sich eine Tabackspfeife kaufen wollte,
verweigerte es der Gouverneur: er müsse erst deshalb bei Hofe
anfragen. Der Gesandte verlangte wegen seiner Unpäßlichkeit
eine Wohnung auf dem festen Lande. Anfänglich wollte der
Gouverneur davon nichts wissen, und meinte, das wäre nach
ihren Gesetzen nicht erlaubt, und er müsse erst bei Hofe anfra-
gen. Endlich willigte er ein, weil die Sache dringend sei und
richtete eine Wohnung für ihn und einen Theil seiner Begleiter
ein. Aber der dazu bestimmte Platz wurde vorher mit einer
doppelten Umzäumung umgeben, damit die Russen weder hin-
ausgehen, noch sich umsehen könnten, und eine doppelte Wache
stand vor den Thorwegen. Uebrigens hatten die freundlichen
Japaner die Wohnung aufs Beste eingerichtet. Alle Zimmer
waren mit neuen Strohmatten belegt; statt der Oefen waren
große Kohlenbecken von gelbem Kupfer da; die Fenster hatten
statt der Glasscheiben ein zierlich gearbeitetes Gitterwerk, wel-
ches mit dünnem Papier überzogen war. Die Küche war bei
Ankunft der Russen auf's Beste bestellt; das Feuer brannte,
das Wasser kochte, und Rindfleisch, Hühner, Enten und Reiß
standen in Bereitschaft. Sobald aber die Russen eingezogen
waren, wurden sogleich die Thore fest verschlossen und verriegelt.
In ihren Arbeiten zeigen sie viele Kunstkenntniß und Fer-
tigkeit. Ihre Gondeln sind nicht allein nett, sondern die der
Vornehmen selbst prächtig verziert. Nur sind ihnen freilich viele
europäische Erfindungen fremd, weil alles, was aus der Fremde