1834 -
Königsberg
: Bornträger
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Vorder-Indien.
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mg darf sie besitzen. Damals waren es ihrer 5, und das wurde
als eine große Zahl betrachtet. Ferner wurde der Tempel gezeigt.
Dann erst erhielten sie ihre Schuhe zurück, und wurden in dem
Gebäude, in welchem sie schon anfangs gewesen waren, unter
großem Zudrängen des Pöbels mit Confect bewirthet. Was sie
davon übrig ließen, wurde ihnen in ihre Wohnung nachge-
schickt. Weit mehr Umstände macht der König, wenn er eine
Gesandschaft eines andern Königs erhält. Eine solche wird in
einer zahlreichen Prozession nach Hause begleitet, und in königli-
chen Barken abgeholt. Diese Barken haben eine merkwürdige
Gestalt. Sie sind sehr lang; das Hinter- und Vordertheil er-
hebt sich weit über das Wasser. Beide sind reich verziert mit
seltsamem Schnitzwerk, das reich vergoldet ist. Das Ganze hat
die Gestalt eines monströsen, phantastischen Thieres. In der Mitte
ist ein hoher Baldachin mit seidenen Vorhängen.
Ist ein Armer gestorben, so wird die Leiche ohne Umstände
in den Fluß geworfen. Die etwas Vornehmern werden ver-
brannt, aber nur zum Theil und die halbverbrannten Gebeine
bleiben auf freiem Felde liegen. Der Verbrennung geht zuweilen
eine sonderbare und widerliche Ceremonie vorher. Es werden
nämlich alle fleischigen Theile des Leichnams in unzählige kleine
Theile zerschnitten, so daß nur die Gebeine übrig bleiben. Das
so zerschnittene Fleisch wird den Hcknden, Geiern und andern
Thieren vorgeworfen. So ekelhaft uns dieser Gebrauch auch
erscheint, so betrachten doch die Siamesen dies als ein Werk der
Liebe. Die ganz Vornehmen behält man viele Wochen, ja Mo-
nate lang im Hause; dann erst werden sie einbalsamirt, in einen
festverschlossenen Kasten gelegt, durch den oben und unten eine
lange Bambusröhre geleitet wird, um die Feuchtigkeit und den
Geruch abzuleiten, und dann, wenn er ganz ausgetrocknet ist,
zur Verbrennung nach einem Tempel gebracht. Die Priester
legen ihn hier auf einen Scheiterhaufen, indem sie singen:
„o sterblich ist der Leib, und wie jetzt dieser Rauch emporsteigt,
so erhebt sich auch dein Geist zum Himmel." Die übrigbleibende
Asche wird mit Wasser zu einem Teig geknetet, daraus ein klei-
nes Buddha-Bild gemacht, dies wird vergoldet und entweder im
Tempel oder daheim aufgestellt. *
Bankok ist die Hauptstadt und Residenz. Sie liegt an einem
breiten Nebenflüsse des Menam, nicht weit vom Meere entfernt *),
auf beiden Seiten des Flusses. Auf einer Insel desselben befindet
sich der Pallast des Königs, zu dem auch die Hauser aller Beamten
*) Da sie erst in neuer Zeit Hauptstadt geworden ist, so fehlt sie noch auf
den meisten Karten. Sie liegt nahe bei der ehemaligen Hauptstadt Schudra
oder Sigöthiga.