1834 -
Königsberg
: Bornträger
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Aegypten.
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Dpser, Prozessionen, Triumphzüge Schlachtsccncn, Erstürmungen
von Vestungen u. s. w. — Weiterhin muß wieder ein großer
Prachttempel gestanden haben. Jetzt sieht man nur noch davon
eine lange Allee von kolossalen Sphinxen, 200 an der Zahl, die
auf hohen Fußgessellen liegen, und einst gewiß auf das Thor des
Tempels zuführten.
Nicht weniger großartig sind die Ruinen von Theben auf
der rechten Seite des Nils. Da findet man unter andern einen
ungeheuren Pallast, der so groß ist, daß in einem seiner Höfe
jetzt ein ganzes Dorf liegt. — Das größte aber von allen die-
sen Bauwerken ist der Pallast, den man von dem dabei liegen-
den Dorfe den Palla ft von Karnak nennt. Eine lange
Allee von Löwen und Widderköpfen führte vom Nil aus zudem
großen Hauptthor, dessen Flügel von Erz waren, und sich 6o
Fuß hoch erhoben (unsere Stadtthore pflegen nicht über 12 Fuß
zu sein). Der darauf folgende Säulenhof ist nur die Vorhalle
zu einem gewaltigen Saale, dessen Decke, aus ungeheuren Gra-
nitblöcken bestehend, von 134 Riefensäulen getragen wird. Jede
dieser Säulen ist so stark, daß nur 5—6 Menschen sie zu um-
spannen vermögen, der Saal selbst aber so geräumig, daß selbst
die große Notredame-Kirche in Paris darin bequem Platz hatte.
„Keine Beschreibung," sagen die Reisenden, welche vor 3o Jah-
ren diese Trümmer genau untersuchten, „keine Beschreibung ver-
mag die Empfindung zu 'schildern, welche diese Wunderanblicke
erregen. Von welchen Begebenheiten, welche die Weltgeschichte
nicht mehr kennt, von welchen Scenen sind diese Säulen einst
die Zeugen gewesen!" — Dann folgte abermals ein Säulenhof,
und endlich erst eine Menge von andern Sälen und Gemächern,
die vermuthlich dem Könige zur Residenz dienten. In jenem
Riesensaale mochte er den Gesandten fremder Völker Audienz ge-
den und ihre Tribute empfangen. — Dies sind nur einige we-
nige Bruchstücke aus der Beschreibung jener großen Ruinen.
Recht merkwürdig sind noch auf der linken Nilseite, etwa eine
Stunde vom Flusse, im Innern einer Bergkette die Gräber der
uralten ägyptischen Könige. Sie befinden sich in einem Thale
ohne Ausgang, in welches erst durch Menschenhände ein Eingang
durchgehauen ist. Es sind etwa 40 solcher Grotten, von denen
bis jetzt nur erst 13 geöffnet sind. Jede besteht aus einer Reihe
von Gallerien, Kammern und Sälm, von denen einer der Haupt-
saal ist. Hier steht auf einer Erhöhung der Sarkophag, der die
Gebeine des Königs enthielt. In sieben Grotten steht der Sar-
kophag noch. Er ist meist von doppelter als Menschenlänge, aus
rothem Granit. In einer dieser Grotten mußte man erst durch
Io Thore dringen, ehe man zr dem Sarge gelangte. Auch in
den Nebenkammern fand man Mumien, so daß also der König